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Erinnerungen der Karoline v. Rochow geb. v. d. Marwitz Zweites Kapitel. Hofdame der Prinzessin Wilhelm (1814-1818)

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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der Lage nach mehr wegfielen. So begreift es sich, daß Neigung 
und Äberzeugung beim König in diesem Punkte zusammentrafen. 
Man wußte aber nicht genug über jenes Uniformwesen zu räson⸗ 
nieren und ging unter anderem auch soweit, die sehr zweckmäßige 
Veränderung damit in Verbindung zu bringen, die für die 
Amtstracht unserer Geistlichen angeordnet wurde. Sie erhielten 
anstatt der kleinen Küstermäntelchen und dreieckigen Hüte, die sie 
nicht mehr aufsetzten, und die wenigstens in Dörfern und kleinen 
Städten zu einer sehr wenig geistlichen Außenseite geführt hatten, 
hre jetzige Talare und Baretts und dadurch eine würdige und an— 
ständige Erscheinung. 
Des Königs Neigung, sich mit religiösen Dingen zu beschäftigen, 
füllte einen großen Teil seiner letzten Lebensjahre aus.) Es folgten 
nun so manche Bestrebungen zur Hebung des Gottesdienstes, zur 
Herstellung einer größeren Gleichmäßigkeit in demselben, einer 
festeren Ordnung der kirchlichen Sachen, was auch wohl alles durch 
Notwendigkeit bedingt war, da die letzte Zeit des vorigen, sowie 
der Beginn dieses Jahrhunderts, ohne Frage eine große Lockerung 
geistlicher Disziplin nach sich gezogen hatte, und eine gewisse ordi— 
näre Nonchalance namentlich in ländlichen Gottesdiensten auffallen 
mußte. Zuerst kam es zu einer Bearbeitung der Gesangbücher, 
aus der das sogenannte Berliner Gesangbuch hervorging, das gewiß 
viele recht schlechte Gesangbücher verdrängt, andererseits aber auch 
ohne Not manche alte Kernlieder umgestaltet und verflacht hat. 
Beiläufig will ich noch erwähnen, daß in dieser Zeit überhaupt 
die Kommissionen, um Dinge zu bearbeiten, in Aufnahme kamen. 
Es gab militärische Kommissionen für Neglements, für Uniformen, 
Kommis sionen für Verfassung, für Finanzen, für innere Einrichtungen, 
und es lag wohl in des Königs Weise, teils in seinem Gerechtig- 
keitssinn, teils in einem gewissen Mißtrauen in seine eigene Einsicht, 
(obgleich sie anerkanntermaßen größer war, als die der meisten 
———0 
Des Köniqs 
tirchlicher 
Einfluß 
) Vgl. hierzu Eylert, Charakterzüge und historische Fragmente aus 
dem Leben des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelms III. Bd. Ie, 
S. 153ff. 197, 292ff. IIIi, G. 291ff. III2, S. 3-235. 
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