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Erinnerungen der Karoline v. Rochow geb. v. d. Marwitz Zweites Kapitel. Hofdame der Prinzessin Wilhelm (1814-1818)

Full text: Vom Leben am preußischen Hofe / Rochow, Caroline von (Public Domain)

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Entstehende 
Bureau⸗ 
kratie 
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mußten der vielen Angestellten wegen, welche überhaupt in dieser Zeit 
anfingen eine andere Stellung einzunehmen als früher, weiter gezogen 
werden; die Sitte ergriff zuerst Platz, bei großen Gelegenheiten, die 
Offiziere korpsweise dazu zu kommandieren, und so dehnte sich alles 
weiter aus, als man es früher gewohnt war. Vor dem Kriege hatten 
wir zwar eine Menge Minister, keineswegs immer dem Adelsstand 
angehörend, die ein Haus machten, wenn sie wollten, es aber 
meist nicht taten, weil sie gar nicht so gestellt waren. Nach dem 
Kriege wurde die geringere Zahl so gestellt, daß sie ein Haus 
machen mußten, sie mochten sich darin gefallen oder nicht. 
Die ganze erneuerte Organisation unsres so sehr vergrößerten 
Landes zog ein Heer von Beamten nach sich, deren Notwendigkeit 
oder Überfluß schon damals viel Kontroverse aufrief, und die den 
Stamm bildeten zu der vielfach angefeindeten Bureaukratie, die aller⸗ 
dings durch ihren kompakten, geschäftlichen Zusammenhang eine Art 
von Macht darstellt, deren Mißbrauch sich schwer entgegentreten 
läßt, weil sie andererseits unentbehrlich ist. Diesen Beamten wurde 
nun ein Rang beigelegt, sie erschienen bei Hofe, woran früher 
keiner dachte. Dies zog die Frauen nach sich, und so fing nach 
und nach der vergrößerte Kreis der gesellschaftlichen großen Welt 
an sich zu bilden, der in neuerer Zeit in die cohuse) von Tausenden 
ausgeartet ist, die jetzt mit dem Anspruch erscheinen, an jedem 
Hoffeste teilzunehmen. 
Diplomaten und Fremde pflegten damals eine sehr erklusive 
Stellung einzunehmen, welche sie auch stets beizubehalten trachteten. 
Sie traten häufig mit einer Arroganz auf, die sie im allgemeinen 
nicht sehr genießbar und angenehm machte. In neuster Zeit, vor 
1848, hatte sich dies sehr gemildert, und es gab unter ihnen viele, 
die gern mit den Inländern verkehrten. Damals fehlte es wohl 
an inländischen Häusern, die mit ihnen auf gleicher Stufe der Ele— 
ganz, des momentanen Reichtums und jener Äußerlichkeiten des 
Lebens gestanden hätten, auf welche die große Welt so viel Wert 
legt und bis zu einem gewissen Grade auch legen muß, wenn sie 
J 9 d. h. Gewühl, zusammengelaufener Haufe. 
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