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Entwicklungsschicksale

Full text: Berlin / Scheffler, Karl (Public Domain)

R6 
Die Bautätigkeit. 
einem historischen Stil baut, wie die Bildung 
es eben dekretiert. 
Schinkel erst ist berlinisch trotz Knobelsdorff. 
Er ist in seiner Art genial; aber er ist es inner- 
halb der Determination eines Kolonialstadtbe- 
wohners. Ihm sind die Wirkungen seiner Kunst 
nachzurechnen: das hat ihn in der Stadt der 
Kritik populär gemacht. Es ist von diesem 
Künstler mit Ehrfurcht zu: reden. Denn er 
stand unter dem Schicksal seiner Zeit und er 
hat sich dem Müssen seiner Epoche mit großem 
und reinem Sinn als ein sehr bedeutender Kön- 
ner hingegeben. Für Berlin aber ist es unge- 
mein bezeichnend, daß es gerade diesen feinen 
Epigonen zum Stadtbaumeister berufen hat, 
daß gerade aus der Lehre dieses „gebildetsten‘“ 
aller Berliner Architekten eine Bauschule her- 
vorgegangen ist. Analysiert man die Begabung 
Schinkels, so findet man darin freilich auch viel 
ursprüngliche Romantik und manchen leben- 
digen modernen Instinkt; doch hat Berlin das 
Ursprüngliche in diesem Talent schlechter zu 
nutzen verstanden als das Akademische, schlech- 
ter als das Theoretische, das Lehr- und Lernbare 
des nachgeborenen Griechentums. Und so hat die 
Stimmung der Hauptstadt auf Schinkel dann wie- 
der zurückgewirkt, so daß er der angeborenen 
Neigung, die Kunst epigonisch zu denken, nur 
noch mehr nachgab. Schinkel: dieser Name 
ist für die Berliner Baukunst gewissermaßen
	        
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