Path:
Entwicklungsschicksale

Full text: Berlin / Scheffler, Karl (Public Domain)

Die Bautätigkeit. 
85 
Aber die Künstler solcher schönen Werke sind 
dann, je weiter sie sich vom Ursprung der Tra- 
dition entfernten, mehr und mehr auch der 
Theorie verfallen. Oder sie haben ihren Nach- 
folgern doch nicht das Geheimnis ihres still 
sinnlichen, musikalischen Gefühls und die Vor- 
teile ihrer Traditionsnähe vererben können. Der 
Eklektizismus von 1820 schon ist ein anderer 
als der von 1790; der Baucharakter des Bran- 
denburger Tores ist ein anderer als der des 
Neuen Museums. Innerhalb des klassizistischen 
Epigonentums selbst spielt sich eine Entwick- 
lung ab, dergestalt, daß Schinkel in manchem 
Werk dem Stil der Langhans und Gentz gegen- 
über fast dekadent erscheint. 
Aber diese Entartung des Eklektizismus zum 
Verstandesmäßigen, Bildungshaften gerade hat 
dem Berliner Geiste zugesagt. Schinkel, der 
Vertreter, das Genie dieser nachgeborenen Ar- 
chitekturidee, ist der populärste und einfluß- 
reichste aller Berliner Architekten geworden. 
Sein Wollen hat so starke Resonanz in der Ko- 
lonialstadt Berlin gefunden, daß sich im neun- 
zehnten Jahrhundert dann sogar das Unglaub- 
liche begibt: Berlin beginnt einen gewissen Ein- 
fluß auf die Bauweise der Provinz zu üben. Es 
findet den ihm ganz zusagenden Stil erst in einer 
Kunstidee, die man akademisch bewältigen kann, 
in einer „objektiven‘ Bauidee, die ein Gebäude 
griechisch, das andere gotisch oder in sonst
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.