Die Bautätigkeit.
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hat in die weltabgeschiedene Östliche Stadt
eine Weltkunst gebracht, die sich nicht zu ber-
linisieren, sich nicht an einheimischen Tradi-
tionen zu erziehen vermochte, weil solche Tradi-
tionen nicht vorhanden waren. Nicht die Stadt
Berlin hat sich selbst mit Schlüters und seiner
Genossen Hilfe Schloß und Zeughaus gebaut;
es hat vielmehr ein vom einem auf fertige Re-
sultate bedachten Fürsten Beauftragter, ein zu-
fällig gefundener genialer Baumeister die neuen
stolzen Gebäude in ein völlig indifferentes Stadt-
bild willkürlich hineingebaut. Auch in diesem
Falle hätte es wieder ganz anders sein können,
ja eigentlich anders sein müssen. Schinkel ist
berlinisch, Schlüter ist es nicht. Viel besser
hätte dessen stolze Art zur Überkraft des Star-
ken August gepaßt; seine Bauten könnten eben-
sowohl in Dresden oder sonstwo in Mittel-
deutschland stehen. Sogar in Süddeutschland
wären sie weniger fremd als in Berlin, wo sie
bis an das Ende aller Tage wie seltsame Wunder
wirken werden. Der Versuch, auch Schlüter
zu einer ihm nicht natürlichen Einfachheit zu
zwingen, ist ja gemacht worden; es kommt auch
in der kastenförmigen Anlage seiner Haupt-
werke eine gewisse erzwungene Phantasielosig-
keit zum Ausdruck. Den eigentlichen Schlüter
spürt man darum erst beim näheren Hinzu-
treten: in den sinnlich blühenden Details der
Schloßfassade und des Zeughauses, in den