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Die Bautätigkeit.
kein geistiges Wollen im städtischen Leben waren.
Es war zu allen Zeiten ein Kommen und Ge-
hen, ein sich Behaupten und Erhalten; es war
in allen Dingen schöner Kultur immer ein Le-
ben aus zweiter Hand. Wie in dem Stadtkörper
von je wohl ein heftiger Erhaltungstrieb, aber
nicht Kulturwille war, so ist in der Stadtanlage
nicht Ordnung, Rhythmus und Harmonie. Und
was immer die zukünftigen Geschlechter auch
tun mögen: die Grundfehler der Anlage werden
niemals zu beseitigen sein. Denn es sind Kon-
stitutionsfehler.
Die Geschichte der geistigen Kultur in Ber-
lin ist nichts anderes als die Geschichte eines
Willens, der sich unter schwierigen Ausnahme-
bedingungen bemüht, das Niveau des Mutter-
landes zu erreichen. Berlin ist von vornherein
distanziert im Wettkampf um schöne Daseins-
formen; darum muß es durch all die Jahrhun-
derte hinter den Fortschritten der westlichen
und südlichen Kultur dienend einhergehen. Erst
im achtzehnten Jahrhundert bildet sich langsam
und zögernd Etwas wie eine spezifische Stadt-
kultur aus; erst als die ursprünglichen Schöp-
fungskräfte draußen im Reich erlahmen, als der
unpersönliche Eklektizismus der neuen Zeit den
Siegeszug beginnt, nimmt auch Berlin teil am
Kunstleben der Nation. In den ersten fünf Jahr-