Die Stadtanlage.
66T
Berlins, lag um 1860 noch vor dem Tor; und eine
von bewußter Stadtbaukunst geschaffene An-
lage war auch er bis zum Jahre 1860 noch keines-
wegs.
Kann man die einzelnen Unzulänglichkeiten
des Stadtplans auch auf besondere Ursachen
immer zurückführen, so liegt die letzte Ursache
aller Fehler und Häßlichkeiten doch darin, daß
Berlin nicht natürlich wie ein Gewächs sondern
künstlich wie eine Gründung geworden ist. Ber-
lin ist ohne einen sich stetig erneuernden Plan
entstanden, gerade weil es das Produkt eines
äußeren Planens ist. Und darum fehlt jede Lebens-
stimmung der Schönheit und Natürlichkeit, die
von Allem ausgeht, das stark in sich selbst ruht.
Man sollte, zum Beispiel, meinen, es müsse bei der
Art, wie Berlin entstanden ist, noch heute Stadt-
teile geben, in denen eine französische Stimmung
herrscht, und andere, in denen man holländische
oder süddeutsche Stimmungen empfindet. Aber
auch das ist nicht der Fall. Der Stadtgeist er-
scheint nirgend lokalisiert. Es gibt reiche und
arme Stadtviertel, Stadtgebiete, wo gearbeitet
wird, und andere, wo man anspruchsvoll wohnt;
aber eine bestimmte soziale Gliederung des Ge-
meindegeistes innerhalb der großen Stadtge-
meinde gibt es nicht. Es ist noch heute ein
schreckliches Einerlei im Vielerlei, weil es von
jeher so war, es ist Uniformität gerade, weil von
Anfang an keine differenzierenden Konventionen,