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Entwicklungsschicksale

Full text: Berlin / Scheffler, Karl (Public Domain)

Die Stadtanlage. 
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Berlins, lag um 1860 noch vor dem Tor; und eine 
von bewußter Stadtbaukunst geschaffene An- 
lage war auch er bis zum Jahre 1860 noch keines- 
wegs. 
Kann man die einzelnen Unzulänglichkeiten 
des Stadtplans auch auf besondere Ursachen 
immer zurückführen, so liegt die letzte Ursache 
aller Fehler und Häßlichkeiten doch darin, daß 
Berlin nicht natürlich wie ein Gewächs sondern 
künstlich wie eine Gründung geworden ist. Ber- 
lin ist ohne einen sich stetig erneuernden Plan 
entstanden, gerade weil es das Produkt eines 
äußeren Planens ist. Und darum fehlt jede Lebens- 
stimmung der Schönheit und Natürlichkeit, die 
von Allem ausgeht, das stark in sich selbst ruht. 
Man sollte, zum Beispiel, meinen, es müsse bei der 
Art, wie Berlin entstanden ist, noch heute Stadt- 
teile geben, in denen eine französische Stimmung 
herrscht, und andere, in denen man holländische 
oder süddeutsche Stimmungen empfindet. Aber 
auch das ist nicht der Fall. Der Stadtgeist er- 
scheint nirgend lokalisiert. Es gibt reiche und 
arme Stadtviertel, Stadtgebiete, wo gearbeitet 
wird, und andere, wo man anspruchsvoll wohnt; 
aber eine bestimmte soziale Gliederung des Ge- 
meindegeistes innerhalb der großen Stadtge- 
meinde gibt es nicht. Es ist noch heute ein 
schreckliches Einerlei im Vielerlei, weil es von 
jeher so war, es ist Uniformität gerade, weil von 
Anfang an keine differenzierenden Konventionen,
	        
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