Die Stadtanlage.
59
sern; sie treten nicht zurück, werden nicht zum
Hintergrund und auch nicht zum Blickpunkt;
sie ordnen sich nicht raumhaft schön und man
kommt nicht zum freien Durchatmen. Das Land
ringsumher mit seiner Terraineigentümlichkeit,
mit seinen Bäumen und seiner Luft dringt nicht
in die Stadt. Berlin ist nicht mit Anmut und
Geschmack in die Landschaft gebaut, sondern
fremdartig von ihr abgesondert. Das wirkt
um so nachteiliger, als das Terrain, worauf Ber-
lin steht, der Stadtanlage nicht zu Hilfe kommt.
Es fehlen ganz die das Stadtbild reizvoll bele-
benden Niveauunterschiede, die Höhen und Tie-
fen, die Blickpunkte und Architekturgruppie-
rungen schaffen und die Straßen malerisch ma-
chen. Man atmet befreit auf, wenn sich einmal
eine arme Perspektive auftut, am Kanal oder
über einen Platz hinweg. Freilich darf man dann
nicht allzu genau hinsehen. Denn auch die freien
Plätze sind durchweg häßlich in Verhältnis und
Form. In dem Berlin innerhalb der Grenzen
von 1860 finden sich nicht einmal im Zentrum
natürlich schöne Plätze. Der alte Köllnische
Fischmarkt, zum Beispiel, ist nur noch eine ver-
breiterte Straße, der alte Molkenmarkt nichts als
ein Kreuzungspunkt mehrerer Straßen. Auch
der Neue Markt ist vom modernen Verkehr cha-
rakterlos geöffnet worden; und auf alten Ba-
stionsplätzen, wie dem Spittelmarkt und Haus-
vogteiplatz, ist ein Rhythmus in der Anlage