Path:
Entwicklungsschicksale

Full text: Berlin / Scheffler, Karl (Public Domain)

Der Stadtgeist. 
37 
und fürstlichen Städtebaues geschaffene Kolo- 
nialstadt. 
Aus dieser geistigen Disposition bei Volk und 
Fürsten und aus solchen Entwicklungsschick- 
salen ist es zu erklären, daß Berlin ein frucht- 
barer Boden für religiöse Ideen niemals gewesen 
ist. Der nüchterne Utilitarismus hat in allen 
Jahrhunderten eine entschiedene religiöse In- 
differenz im Gefolge gehabt, selbst in Zeiten 
wo im übrigen Deutschland fanatisch um 
Gottesideen gekämpft wurde. Der niemals er- 
mattende Kampf um die persönliche und kom- 
munale Notdurft ließ nicht Zeit zur Sorge für 
übersinnliche Gedanken. Berlin hat sich auch 
insofern recht als eine Kolonialstadt erwiesen, 
als darin Jedermann in seiner Fasson hat selig 
werden können. Was die Stadt immer wie- 
der brauchte, das waren tüchtige, praktische 
Arbeiter, Desperados kolonialer Eroberertätig- 
keit und Menschen mit nüchtern zäher Pio- 
niergesinnung. Um das Verhältnis der als An- 
siedler in die Stadt kommenden Fremden zur 
Kirche sich viel zu kümmern, wäre unpolitisch 
gewesen; es hätte den Bestand des Gemein- 
wesens in Frage gestellt. Im Gegenteil: die ver- 
schiedengläubigen Ansiedler konnten nur ange- 
lockt und festgehalten werden, weil Berlin von 
früh auf schon als eine Art von religiöser Freistatt
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.