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Natur und Umgebung.
rute kultiviert ist. Man vergißt in der Land-
schaft der Pariser Umgebung nicht einen Augen-
blick Paris, den Pariser und seine Stadtkultur.
Die Vororte scheinen noch Glieder des städti-
schen Riesenkörpers, und das Land erscheint
wie ein einziger, großer, gartenähnlicher Vorort.
Unmerklich gehen Stadt und Land ineinander
über, und es dringt das Land gewissermaßen
ebenso in die Stadt, wie die Stadt Gewalt über
das Land gewinnt. Dem Betrachter Berlins fällt
es dagegen auf, daß Stadt und Umgebung voll-
ständig Zweierlei sind; Beides sind Welten für
sich und es ist unendlich schwer, in der einen
an die andere zu denken. In der Stadt ist nichts
von der eigentlichen märkischen Natur, und in
der märkischen Umgebung ist alle Großstadt-
stimmung wie ausgelöscht. In Berlin ist von
je zu wenig städtische Kultur gewesen, als daß
sie dem Lande ringsumher ihren Stempel hätte
aufdrücken können; und andererseits ist diese
Umgebung kaum kultivierbar. Denn immer
wieder empfängt man in den Wäldern, an den
Flüss, ı und Seen mit großer Gewalt den Ein-
druck, als stände man in einer prähistorischen
Landschaft. Diese Stimmung des Vorgeschicht-
lichen ist außerordentlich stark und nachhaltig.
Die auf einer Düne der Eiszeit entstandene Land-
schaft ist sehr ernst, düster und herb charakter-
voll; sie ist elegisch bis zur Melancholie und in
ihrer großzügigen Einsamkeit von herbem Reiz.