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Großstadtschicksale I.

Full text: Berlin / Scheffler, Karl (Public Domain)

Die Künste. 
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Menzel aber schließlich dargestellt hat, das ist 
zufälligen Gegenständlichkeit der Geschichte 
und des Lebens. Er ist der Großmeister der 
preußischen Krönungsbilder, der berlinischen Uni- 
formmalerei, der peinlich genauen Modelldar- 
stellungen geworden; wo er sich den Großen der 
Kunstgeschichte hätte zugesellen können, da..ist 
er nur der Erste in jener langen Reihe Berliner 
Maler, als deren Prototyp der Name Anton 
von Werner oft schon genannt worden ist. Er 
ist im Schmucke des Schwarzen Adlerordens ge- 
storben, als Exzellenz und als Liebling Wilhelms 
des Zweiten; aber als die irdischen Ehren kamen, 
da hatte er unbewußt schon den ihm von der 
Natur verliehenen Orden vom heiligen Geiste 
längst abgelegt.. 
Einen Menzel, der ein Leibl gewesen wäre, 
hätte das neue Berlin nicht geduldet. Denn 
war schon das ganze Deutschland nach 1870 
nicht gestimmt, reine Kunst zu würdigen, so 
war die Reichshauptstadt der letzte Ort, wo 
das Echte um seiner selbst willen hätte geschätzt 
werden können. Mit logischer Konsequenz ist 
Berlin der bildenden Kunst eine Hauptstadt des 
Platten, leicht Verständlichen und Renommisti- 
schen geworden; eine Stadt gewissenlos ent- 
arteter Denkmalsplastik, kleinbürgerlich ver- 
simpelter Genremalerei und einer für zuchtlose 
Kindergemüter bestimmten panoramamäßigen 
Malerei. Die materielle Täuschung, Abschrift
	        
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