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Die neuen Stadtteile.
Stadtteilen noch rettungslos verlaufen. In ge-
wissen Gegenden ist man wie in einem steinernen
Irrgarten, ohne Anfang und Ende; und die
Trostlosigkeit wird durch die gleichmäßige Breite
der Straßen, durch die Weiträumigkeit nur noch
gesteigert. Neu-Berlin ist in Deutschland jeden-
falls das monumentalste Beispiel des modernen
Dilettantismus in der Stadtbaukunst. Es gibt
weder deutliche Zentralisation noch Dezentrali-
sation. Der Stadtgeist lokalisiert sich nicht,
weil es keiner lebendigen sozialen Gliederung
unterworfen ist. Es gibt zwar arme und reiche
Quartiere, aber es gibt in den verschiedenen
Stadtteilen nicht spezifische Stimmungen. In
Verlegenheit gerät man, wenn man in den mo-
dernen Stadtteilen Berlins ein einziges monu-
mentales Gebäude nur nennen sollte, das künst-
lerisch wirkungsvoll plaziert, einen einzigen
Platz nur, der edel und in schönen Verhältnissen
angelegt wäre. Was man in der Reichshaupt-
stadt Platz nennt, das ist einfach eine größere
oder kleinere Öffnung, auf die ein halbes Dutzend
Straßen münden, und über die der Verkehr kreuz
und quer lebensgefährlich dahinbraust; oder es
sind Lichtungen im Häuserwald, die vom Land-
schaftsgärtner mit Gebüsch bewaldet werden,
oder in deren Mitte eine unsagbar häßliche
Ziegelsteinkirche gepflanzt ist. Es gibt natürlich
Alles in Berlin, was zum eisernen Bestand
der modernen Großstadt gehört: breite Straßen,