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Großstadtschicksale I.

Full text: Berlin / Scheffler, Karl (Public Domain)

I82 
Die neuen Stadtteile. 
Stadtteilen noch rettungslos verlaufen. In ge- 
wissen Gegenden ist man wie in einem steinernen 
Irrgarten, ohne Anfang und Ende; und die 
Trostlosigkeit wird durch die gleichmäßige Breite 
der Straßen, durch die Weiträumigkeit nur noch 
gesteigert. Neu-Berlin ist in Deutschland jeden- 
falls das monumentalste Beispiel des modernen 
Dilettantismus in der Stadtbaukunst. Es gibt 
weder deutliche Zentralisation noch Dezentrali- 
sation. Der Stadtgeist lokalisiert sich nicht, 
weil es keiner lebendigen sozialen Gliederung 
unterworfen ist. Es gibt zwar arme und reiche 
Quartiere, aber es gibt in den verschiedenen 
Stadtteilen nicht spezifische Stimmungen. In 
Verlegenheit gerät man, wenn man in den mo- 
dernen Stadtteilen Berlins ein einziges monu- 
mentales Gebäude nur nennen sollte, das künst- 
lerisch wirkungsvoll plaziert, einen einzigen 
Platz nur, der edel und in schönen Verhältnissen 
angelegt wäre. Was man in der Reichshaupt- 
stadt Platz nennt, das ist einfach eine größere 
oder kleinere Öffnung, auf die ein halbes Dutzend 
Straßen münden, und über die der Verkehr kreuz 
und quer lebensgefährlich dahinbraust; oder es 
sind Lichtungen im Häuserwald, die vom Land- 
schaftsgärtner mit Gebüsch bewaldet werden, 
oder in deren Mitte eine unsagbar häßliche 
Ziegelsteinkirche gepflanzt ist. Es gibt natürlich 
Alles in Berlin, was zum eisernen Bestand 
der modernen Großstadt gehört: breite Straßen,
	        
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