Die neuen Stadtteile.
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In der Anlage der neuen Stadtteile hat sich
der Geist der Großstadtberliner verewigt. Es
ist geschildert worden, wie schon das alte Berlin
eigentlich planlos angelegt ist. Im Vergleich
zu Dem, was nach 1870 entstanden ist, wirkt
die alte Anlage aber noch wahrhaft stilvoll und
monumental. Niemals in der Baugeschichte hat
sich ein mächtig aufstrebendes Geschlecht den
Aufgaben des Städtebaues so wenig gewachsen
gezeigt. Freilich sind niemals auch unnatürlichere
Forderungen zu überwinden gewesen. Von einem
organischen Werden des Stadtgebildes aus inneren
Lebensbedürfnissen heraus konnte in der jungen
Reichshauptstadt nicht mehr die Rede sein, als
die Bevölkerungsziffern in phantastischen Sprün-
gen stiegen und als den herzudrängenden Hun-
derttausenden überschnell Wohnsitze geschaffen
werden mußten. Es konnte nicht gewartet wer-
den, bis lebendige Bedürfnisse sprachen. Die
Wohnhäuser mußten straßenweis auf Vorrat
gebaut werden und waren früher da als jedes
formulierbare Wohnbedürfnis; ganze Stadtteile
entstanden in wenigen Jahren, bevor ein Über-
blick über die Möglichkeiten und Tendenzen der
werdenden Großstadt gewonnen werden konnte.
Die Pläne, die den neuen Stadtteilen zugrunde
gelegt wurden, mußten schematisch ersonnen
sein, weil sowohl Erfahrungen wie Traditionen
und lebendige Zweckideen fehlten. Das gewählte
Schema aber glich, wie es nicht anders sein
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