Die Bevölkerung.
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sich desselben. Denn es ist unbequem. Das
Ganze, um es noch einmal zu sagen, ein bunter
Widerstreit von herrschaftlicher Prätension und
bäuerlicher Gewohnheit ... Hier sind alle Tra-
ditionen durchbrochen, und Jeder versucht es,
gleichsam auf eigene Hand, seiner Eitelkeit, und
meist nur dieser, ein Genüge zu tun.
Auch Gutem und Tüchtigem bin ich in diesen
Dörfern vielfach begegnet; aber zumeist doch
jener Tüchtigkeit nur, die aus einem starken
Egoismus und dem Instinkt des Vorteils hervor-
geht. Die Wurzeln aller Kräfte, die hier tätig
sind, sind Selbstsucht und Selbstbewußtsein. Die
Zeit soll noch erst kommen, wo die hohen
Kräfte des Lebens hier lebendig werden.“
Fontane setzt diesem Urteil, das für ‚die da-
maligen Sittenzustände eher zu mild als zu streng“
sei, hinzu, der Zwischenraum hätte bis zu einem
gewissen Punkt die Wünsche erfüllt, womit der
Brief schließt. Aber wer erkennt in der Schilde-
rung dieser Bruchbevölkerung von 1840 nicht
auf den ersten Blick die Väter und Mütter der
Großstadtberliner! Wer erkennt nicht in diesen
Bauernsiedlern die Vorfahren des reichshaupt-
städtischen Unternehmertypus! Und doch sind
hier noch Ansiedler aus einer reichen, ja, üppigen
Marschgegend der Mark dargestellt. Bei den
anderen, im tiefen Sand lebenden östlichen Kolo-
nisten, die zu Bewohnern der Großstadt ge-
worden sind, kommt noch die graue Armseligkeit