Path:
Entwicklungsschicksale

Full text: Berlin / Scheffler, Karl (Public Domain)

L18 
Die Gesellschaft. 
finden, daß der Adel aus freien Stücken für Ber- 
lin gesorgt hätte; vielmehr ist die schwellende 
Stadt von ihm immer mit Mißtrauen und Wider- 
willen betrachtet worden. Darum hat sich der 
Adel exklusiv gehalten, als die Verhältnisse der 
neuen Zeit ihn endlich zwangen, die Stadt 
wenigstens zeitweise als Wohnsitz zu wählen. 
Das war aber keine Exklusivität, wie sie aus 
Reichtum, Macht und höherer Kultur von selbst 
entsteht, sondern eine tendenzvoll gewollte Ex- 
klusivität. Es lag im ganz materiell begriffenen 
Interesse dieses Land- und Militäradels, der sich 
mit dem Herrscherhaus solidarisch, sich ihm 
aber auch beinahe gleichberechtigt fühlte, sich 
vom Bürgertum prinzipiell zu separieren. Er 
konnte nicht innaiver Selbstverständlichkeit herr- 
schen kraft des Reichtums, weil er arm war, und 
nicht kraft einer höherer Kultur, weil er un- 
gebildet, verbauert oder militarisiert war; da- 
rum mußte er sich an das Standesprinzip, an 
die Standesgesinnung allein halten. Als er in 
die Hauptstadt kam, da war in seinen Junker- 
gesinnungen noch ein Nachklang des alten 
Raubrittertums und viel vom harten Materia- 
lismus des im menschenarmen Lande schwer 
pionierenden Landwirts. Wenn er an den Inter- 
essen der Allgemeinheit schon teilgenommen 
hatte, so war es als Soldat gewesen. Im Kriegs- 
handwerk lebte seine rauflustige Eroberernatur 
sich am freiesten aus; und sie hatte es um so
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.