Path:
Die Positiv-Retusche

Full text: Anleitung zur photographischen Retusche / Schultz-Hencke, Dankmar (Public Domain)

Retusche auf Bromsiibergelatinepapier, 69 
Wenn sich auch in der Praxis der Gebrauch des Fingers 
bei derartigen Verfahren sehr eingebürgert hat, möchten wir 
doch dem Anfänger raten, sich nur der Estompe zu bedienen. 
Der Erfahrene bevorzugt mit Recht den Finger, weil ihm bei 
Gebrauch desselben die Möglichkeit geboten ist, den Druck in 
feinster Weise zu regulieren, eine Möglichkeit, die für den 
Anfänger noch gar keinen Wert besitzt, dagegen tauscht 
letzterer die Gefahr mit ein, durch die geringste am Finger 
anhaftende Spur von Feuchtigkeit unbeabsichtigte Striche 
auf dem Bilde zu erzeugen, die nur mit großer Mühe wieder zu 
beseitigen sind. 
Will man nun einer Fläche einen Ton geben, so nimmt 
man mit der Estompe einen so tiefen Ton von der gut ver- 
mischten Estompierkreide, wie er für den vorliegenden Zweck 
nötig ist, dadurch auf, daß man mit leichtem Druck über 
die geschwärzte Palette hin und her streicht; einen etwaigen 
Überschuß streicht man an einem dazu bestimmten Papiere 
ab, am besten jedoch auf der Palette selbst, die deshalb groß 
genug sein muß. — Mit dieser so eingeschwärzten Estompe 
überzieht man nun mit gleichmäßigen Strichen möglichst breit- 
flächig und mit sehr leichter Führung der Estompe die anzu- 
legende Fläche. Es gilt hierbei die Regel: Die Estompe muß so 
leicht ihren Ton abgeben, wie der Pinsel die Tusche; wird der 
Ton zu fest eingerieben, so bekommt die betreffende Stelle nicht 
nur einen störenden Glanz, sondern hindert auch das weitere 
Fertigmachen, ob es nun im Fortnehmen oder Aufsetzen be- 
steht. Ist der aufgesetzte Ton zu tief oder zu unruhig, so kann 
ein Lappen von ungefärbtem, weichem Leder sehr gute Dienste 
tun, indem man durch leichtes Überführen desselben über die 
fragliche Stelle, ein gleichmäßigeres Verteilen des Tones und 
zugleich ein Auflichten desselben bewirkt. Man vergesse dabei 
nicht, daß der Ton sehr lose auf dem Papier liegt, der reine Lap- 
pen also leicht zuviel fortnimmt. Bei Berichtigung der Formen, 
zu welcher die Estompe in verschiedener Größe und aus den 
verschiedensten Materialien gefertigt Verwendung findet, er-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.