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Die Positiv-Retusche.
Ferner sind erforderlich Estompierkreide, Estompen in ver-
schiedener Größe und ein ungefärbter, sehr weicher Lederlappen,
ein Radiermesser und Radiergummi. Zum Spitzen der Kreide
ist ein Stück präparierten Bimssteins am geeignetsten.
Die Ausführung der Retusche. Das Arbeiten mit der
Kreide kann im Gegensatz zu den bis jetzt behandelten Positiv-
Retuschen als trockene Retusche bezeichnet werden. Der
Pinsel und die Tusche fehlen hier als Mittel zum Zweck, dafür
tritt die Estompe, die weiche Estompierkreide und zu weiterer
Vollendung die härtere Stiftkreide ein.
Die Weißen werden nicht mit Deckfarbe aufgesetzt, sondern
durch Radieren hervorgebracht. Es zerfällt demnach unsere
Arbeit in drei Teile: das Estompieren, das Fertigmachen mit
der Kreidespitze und das Herausholen der Lichter, das Radieren,
welches auch im weiteren Sinne als Auflichtungsmittel dient.
Das Estompieren. Hierbei ist mit aller Sorgfalt auf das
Zurechtmachen der Estompierkreide zu achten. Sie kommt im
Handel sowohl in Pulverform wie in kleinen zylindrischen
Stängchen vor; es kann aber auch unsere Zeichenkreide Nr. I
dazu verwandt werden, da sie schwarz und weich ist, welche
Eigenschaften ganz besonders von der Estompierkreide ver-
langt werden. Ob nun diese oder jene Kreide verwendet wird,
es ist immer gut, derselben beim Gebrauch etwas Staub der
Holzkohle, die wir zum Zeichnen verwenden, zuzumischen,
um das gleichmäßige Verteilen der Kreide auf dem Papier
hierdurch zu erleichtern. Sollte aber die zur Benutzung ver-
wendete Kreide dadurch einen anderen Ton erhalten, wie das
zu bearbeitende Bild zeigt, unterlasse man dies und benutze
die reine Kreide, die in den meisten Fällen einen gleichen Ton
mit dem Bilde hat.
Um die pulverige Kreide und Kohle möglichst fein zu zer-
teilen, streicht man dieselbe am besten auf eine mit ungefärb-
tem, weichem, sogen. Fenster-Leder überzogene Pappalette und
verreibt beide noch auf das innigste entweder mit dem
trockenen Finger oder einer Estompe.