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Die Positiv-Retusche

Full text: Anleitung zur photographischen Retusche / Schultz-Hencke, Dankmar (Public Domain)

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Die Positiv-Retusche, 
wie aus einem Guß erscheint und nicht allein Kunstverständ- 
nis, sondern auch den nötigen Fleiß verrät. 
Im Anschluß an das in diesem Kapitel Gesagte fügen wir 
noch einen kurzen Hinweis auf die am Anfang dieses Buches 
beigegebenen Illustrationsproben der Negativ- und Positiv- 
Retusche an. Unschwer läßt sich das unretuschierte negative 
Bild von dem retuschierten unterscheiden. Während in jenem 
in den Fleischteilen eine solche Unruhe herrscht, daß selbst 
das Korn des Lichtdruckes dieselbe nicht zu verwischen ver- 
mag, ist in dem retuschierten Bilde nichts mehr von einer sol- 
chen Unruhe zu bemerken. In den eigentlichen Gesichtsteilen 
ist die zu beseitigende Unruhe einesteils durch gelbliche Flecken 
in der Haut (Sommersprossen und Leberfleck) hervorgerufen, 
andernteils trägt der Schatten unterhalb des Jochbeins, wie 
auch in dem vorliegenden Bilde, zu einem krankhaften Aussehen 
bei, indem die Backe eingefallen erscheint. Die erwähnten 
Flecken müssen natürlich vollständig beseitigt, der Schatten 
unter dem Jochbein nur gemildert werden. Der aufmerksame 
Beobachter wird aber bemerken, daß trotz einer ziemlich weit- 
gehenden Retusche, die aus dem Unterschiede beider Negativ- 
bilder zu ersehen ist, der Charakter des dargestellten Kopfes 
vollständig erhalten blieb. Wir haben die betreffende Dame 
selbst aufgenommen, kennen also ihr Äußeres und müssen sagen, 
daß nur das retuschierte Bild die Natur wiedergibt, während 
im unretuschierten Bilde die mehr oder minder dunkle Wieder- 
gabe hellgelber und rötlicher Stellen der Haut, die unser Auge, 
als im Lokalton verschwindend, beim Original kaum wahr- 
nimmt, zu dem unwahren Eindruck beigetragen hat. 
Für den vorliegenden Fall war die starke Bearbeitung des 
Halses vonnöten, einesteils, weil an demselben ein Rand, 
hervorgerufen durch die Trennung zwischen sonst von Klei- 
dungsstücken bedeckter und unbedeckter Haut, anderenteils 
durch die Wendung des Kopfes ein starkes Hervortreten der 
Muskeln und Sehnen sich zeigte, was durch das Fehlen eines 
Fettpolsters noch im ungünstigen Sinne beeinflußt wurde.
	        
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