Retusche auf Albumin-, Celloidin- und Aristopapier. 59
ein abgeschlossenes Ganzes für sich ist, seinen eigenen Charakter
trägt. Es sei hier im allgemeinen nur an folgendes erinnert:
Vorausgesetzt, das vorliegende Bild ist ein Abdruck von
einem kunstgerecht retuschierten Negativ, so finden wir den-
noch bei dessen Betrachtung, daß es in der Erscheinung an
Kraft in etwas gegen die damit verglichene Natur zurückbleibt;
es ist, als wäre über das Ganze ein wenn auch zarter Schleier
gebreitet.
Um diesen Schleier von dem Bilde zu entfernen, haben
wir nichts anderes zu tun, als die Tiefen desselben, die sogen.
Drucker, etwas zu kräftigen, tiefer zu halten, die höchsten
Lichter, die Glanzlichter, zu erhöhen.
Die richtige Grenze des zu viel oder zu wenig läßt sich nicht
beschreiben, sondern muß empfunden werden.
Wenn auch das Lichteraufsetzen, das Hellerhalten über-
haupt, mit die wesentlichste Aufgabe der Negativ-Retusche
ist und sich auf dem Negative auf das bequemste erreichen läßt,
wird dennoch eine Korrektur der Lichter im Positiv oft mehr
oder weniger nötig sein. — Demnach würde man das Haar, wel-
ches meistens in den Tiefen weniger Details als wünschenswert
zeigt, durch Nachzeichnen mit etwas tieferem Ton durch-
sichtiger, detailreicher machen, die Pupillen sowie die Schlag-
schatten der oberen Augenlider und der Wimpern kräftiger
halten; die Nasenlöcher, welche meistens in ihren Tiefen die
in der Natur vorhandene Zeichnung verloren haben, müssen
eine Ergänzung finden, ebenso bedarf der Mund in vielen Fällen
der Trennung der Lippen durch zarten Drucker, um natur-
gemäßer zu erscheinen.
Nachdem dies geschehen, tritt uns das Bild kräftiger und
ausdrucksvoller entgegen.
Das Wesentlichste wäre nun getan, es erübrigt nur noch, das
Bild /auf seine ganze Erscheinung und den Vortrag zu unter-
suchen. Darunter versteht man die Unruhen oder Unsauber-
keiten in den Fleischteilen, der Kleidung und den Nebensachen
sowie im Hintergrunde zu beseitigen, so daß das ganze Bild