Negativ-Retusche auf chemischem Wege.
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energisch wirkt und diese schon „wegirißt‘“, wenn in den Lich-
tern noch kaum eine Wirkung wahrzunehmen ist.
Um so freudiger wurde daher ein Bericht begrüßt, den auf
dem III. internationalen Kongreß für angewandte Chemie in
Wien im Jahre 1898 Davanne im Auftrage der Herren
Gebr. Lumiere und A. Seyewetz, Lyon, „über eine merk-
würdige Einwirkung von Ammoniumpersulfat auf photogra-
phische Silberbilder und die Verwertung dieser Reaktion‘‘ gab,
denn diese merkwürdige Einwirkung bestand in der wissen-
schaftlich hochinteressanten Tatsache, daß eine Lösung ge-
nannten Salzes nicht allein lösend auf einen Silberniederschlag,
also auf ein Silberbild abschwächend wirkt, sondern im Gegen-
satze zu dem Farmerschen Abschwächer sich zuerst auf die
dichteren Stellen, die Lichter, wirft und diese schon merklich
abschwächt, während die feinsten Details in den lichten Schat-
ten noch unberührt erscheinen. Hierdurch war mit einem
Male in der „chemischen Retusche‘‘ ein bedeutender Fort-
schritt gemacht worden, denn es war nunmehr möglich, auch
die härtesten Negative mit fast glasklaren und nur Spuren von
Details zeigenden Schatten und vollständig geschlossenen
Lichtern erfolgreich abzuschwächen, ohne wie bei dem Far mer-
schen Abschwächer den vollständigen Verlust der Schatten-
details befürchten zu müssen. Zur Verwendung gelangt das
Ammoniumpersulfat am besten in fünfprozentiger wässeriger
Lösung, da verdünnte Lösungen eigentümlicherweise viel
stärker wirken als die konzentrierte Lösung und dadurch leicht
zu einem Mißerfolg führen können. Aus diesem Grunde darf
man auch nicht unmittelbar nach dem Abschwächen ab-
waschen, denn hierdurch würde ja eine verdünntere Lösung
und damit eine unbeabsichtigte Nachwirkung erzielt werden.
Deshalb muß das Ammoniumpersulfat vor dem Abwaschen zer-
stört sein, was durch Eintauchen des aus dem Abschwächer
gehobenen Negativs in saures Fixierbad (auf 100 ccm normale
fünfprozentige Fixiernatronlösung 5 ccm Sulfitlauge) bewirkt
wird.