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Die Negativ-Retusche.
auf obige Menge Fixiernatronlösung nehmen. Hierbei ist noch
zu beachten, daß sich das Gemisch sehr bald zersetzt und dann
unwirksam wird. Die Zersetzung erkennt man an dem Über-
gang der ursprünglich bräunlich-gelben Farbe in eine bläulich-
grüne Farbe. Diese Methode läßt sich besonders mit Vorteil
bei Interieuraufnahmen verwenden, bei denen die Fenster
vollständig überexponiert und von dem bekannten Lichthofe
umgeben sind, doch ist hierbei immer nur stufenweise vorzu-
gehen und zur Vermeidung von scharfen Rändern zwischen
jedem Auftragen der frischen Abschwächerlösung das Negativ
abzuspülen.
Von den angeführten Lösungen wirkt das Blutlaugensalz
am kräftigsten und schnellsten, man muß daher bei dessen
Anwendung sehr achtsam sein. Kaliumferridoxalat wirkt
viel langsamer, am langsamsten jedoch das Eisenchlorid, das
nur in starken neutralen Lösungen angewendet wird, wobei
die Platte im Wasser geweicht, aber nicht in das zweite Wasser-
bad oder Fixierbad gelegt werden sollte.
Durch die Eisenchloridlösung wird der Silberniederschlag
weder gelöst noch zerstört, sondern das metallische Silber
wird nur in Chlorsilber übergeführt, welcher Vorgang sehr be-
schleunigt wird, wenn man der neutralen Lösung ein wenig Salz-
säure zusetzt. Wenn unerwartet die Abschwächung mit Eisen
weiter gegangen ist als beabsichtigt war, so kann die ursprüng-
liche Dichtigkeit des Negativs wieder hergestellt werden,
wenn man es mit Eisenoxalat nachentwickelt.
Wir betonten schon vorher, daß wir dem Blutlaugensalz-
Fixiernatronabschwächer seiner kräftigen Wirkung wegen
immer den Vorzug geben, müssen aber zugeben, daß diesem
Präparat ein Fehler anhaftet, der zur größten Vorsicht beim
Gebrauche mahnt. Wer je mit dem Far merschen Abschwächer
arbeitete, wird bemerkt haben, daß dieser wohl die dichten
Partien vorzüglich aufhellt, aber leider an den Stellen, an
welchen eine Abschwächung gar nicht erwünscht ist, — den
dünneren Stellen, den feinsten Details der Schatten — fast zu