Negativ-Retusche auf chemischem Wege.
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hältnis ı :4 gehen soll, da die Wirkung eine sehr kräftige,
fast augenblickliche, ist. Man taucht einen feinen Kamelhaar-
pinsel in die Ammoniaklösung und fährt mit demselben an
den Konturen der abzuschwächenden Stelle in einem schmalen
Striche dahin, und erst dann, wenn die betreffende Stelle auf
diese Weise umrändert ist, geht man mit einem stärkeren
Pinsel in vollen Strichen über die ganze Bildfläche. ;
Ein Beispiel wird die Wirkungsweise dieses Verfahrens am
besten erläutern. Vor Jahren hatte Verfasser einen Offizier,
auf einem Tigerschimmel reitend, aufgenommen, wobei als
Hintergrund eine dunkle Laubwand diente. Nach dem Ent-
wickeln ergab sich, daß sowohl das gebräunte Gesicht des
Öffiziers wie dessen Uniform sowie der Hintergrund unter-
exponiert, also zu durchsichtig waren, während der Schimmel
50 stark überexponiert war, daß die prächtige Zeichnung der
Haut fast vollständig verschwand. Dieses Negativ wurde nun
in seiner Gesamtheit in obiger Weise verstärkt und die Ver-
stärkung von dem Bilde des Schimmels heruntergenommen.
Das Resultat war ein in allen Teilen vollkommen gleichwertiges
Bild.
Vorstehende Methode ist als ein kombiniertes Verstärkungs-
und Abschwächungsverfahren anzusehen und wenden wir uns
nun dem einfachen Verfahren zu. Als Abschwächungsmittel
haben sich besonders der aus einer Kombination von rotem
Blutlaugensalz und Fixiernatron bestehende sog. Farmersche
Abschwächer, ebenso Kaliumferridoxalat (oxalsaures Eisen-
Oxydkali) oder Eisenchlorid in neutraler Lösung bewährt.
Die Anwendung dieser Agentien geschieht in folgender Weise:
Man setzt von dem roten Blutlaugensalz fünf bis sechs
verschieden starke Lösungen an, die zwischen einer einhalb-
Prozentigen und einer vollkommen gesättigten Lösung variieren,
und vom Fixiernatron eine ungefähr fünfzehnprozentige Lö-
sung. Die ersteren verwahrt man in kleinen Flaschen, die
Fixiernatronlösung in einer geeigneten großen Flasche.
Ehe man ans Retuschieren geht, legt man das Negativ