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Die Negativ-Retusche.
sondern auch zum Decken bestimmter Teile, die keine Verände-
rung erfahren sollen, wenn man das oben beschriebene Deck-
verfahren mit feuchter Wasserfarbe ausübt. In diesem Falle
kann man nunmehr die Farbe viel dünner nehmen, dieselbe
von der Gelatineschicht der Trockenplatte aufsaugen lassen
und durch wiederholtes Aufstreichen der Lösung die gewünschte
Intensität der Farbe erhalten, ohne befürchten zu müssen,
daß die Bildränder verändert werden. Ein ähnliches Auf-
saugeverfahren hat übrigens Prof. Schmid, Karlsruhe, im
Photogr. Zentralblatt 1900, S. 163 und Eders Jahrbuch 1901,
S. 672 empfohlen, bei welchem er denselben Farbstoff ‚„Neu-
Coccin‘* der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation, Berlin,
verwendet, den auch schon Jank6ö im Jahre 1896 in Gebrauch
nahm.
Dieser Farbstoff ist wasserlöslich und ergibt sehr leicht
eine vollständig klare Lösung, die von der Gelatineschicht
wie Aquarellfarbe vom Papier angenommen wird. Es ist also
praktisch sich bei der Arbeitsmethode dem Aquarellverfahren
anzuschließen, nicht mit zu trockenem Pinsel zu arbeiten und
die Farbflüssigkeit, wie wir dieses in der „Vorübung‘ zum
Aquarellieren und bei der Besprechung des letzteren eingehen-
der beschreiben, mit einem halbfeuchten Wasserpinsel weiter
zu ziehen. Selbstverständlich ist auch bei dieser Arbeit manu-
elle Geschicklichkeit, besonders beim Einhalten der Konturen
und der Erzielung gleichmäßiger Flächen, für den Erfolg ent-
scheidend und man soll es sich nicht verdrießen lassen, wenn
die Arbeit nicht gleich gelingen will, einige Zeit zur Übung zu
verwenden. Dem Ungeübten empfehlen wir ein langsameres
Vorgehen in der Weise, daß er erst mit ziemlich dünner Farb-
lösung beginnt und die gewünschte Deckung durch mehrma-
liges Überfahren derselben Stelle zu erreichen sucht. Einer-
seits wird durch den ersten Aufstrich die Gelatine schichtge-
neigter zur gleichmäßigen Annahme der Farbe gemacht und
bei dem nachfolgenden Überlegen nicht mehr zu viel von der
Farbe aufgesaugt, so daß trotz langsamen Arbeitens keine