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Die Negativ-Retusche

Full text: Anleitung zur photographischen Retusche / Schultz-Hencke, Dankmar (Public Domain)

Die Bleistift-Retusche. 
I 
Dinge zu achten, daß bei dem Entlangfließen des Lackes an 
den Plattenrändern kein Überfließen auf die Rückseite statt- 
findet und daß der Daumen an der Anfaßecke nicht von dem 
Lack berührt wird. Ist der Überschuß an Lack bei der an- 
nähernd horizontalen Stellung der Platte abgeflossen, so richte 
man sie sofort senkrecht auf und bewege sie dergestalt in 
üieser senkrechten Ebene in einem Winkel von 90°, daß ein- 
mal die untere Schmalseite, einmal die rechte Längsseite senk- 
recht stehen. Es ist gut, die Bewegung nicht stetig auszu- 
führen, sondern in den beiden letzteren Lagen jedesmal kurz 
anzuhalten, damit der noch überschüssige Lack sich an den 
Rändern ansammelt; hierdurch werden die sogenannten Diago- 
nalstreifen vermieden. 
Manchmal kommt es vor, daß nach dem Verdunsten des 
Alkohols mattweiße Stellen in der Lackschicht auftreten, 
welche meistens auf einen Gehalt von Feuchtigkeit in der 
Negativschicht, Beschlagensein des Negativs, zurückzuführen 
sind. In den meisten Fällen gelingt es durch nachträgliches 
starkes Erwärmen des Negativs, die erwähnten Stellen wieder 
aufzuklären. Erweist sich dieses als unmöglich, so lege man 
die Platte eine Viertelstunde in 96 prozentigen Alkohol, hebe 
die Platte aus dem Bade, lasse den noch anhaftenden Alkohol 
verdunsten und lackiere von neuem. 
Arbeitet man auf einer solchen Lackschicht, so überzeuge 
man sich zuerst von der Güte des benutzten Lackes, resp. wie 
derselbe den Bleistift annimmt, doch gelte hierbei die Regel, 
daß man erst nach etwa sechs Stunden mit der Retuschearbeit 
beginnt, weil vor diesem Zeitraum der Lack noch nicht fest 
und widerstandsfähig genug geworden ist. Ist der Lack zu 
weich, so muß mit größter Vorsicht bei der Bearbeitung zu 
Werke gegangen werden, um ein Durchbohren des Lackes und 
demnach eine Verletzung des Bildes zu vermeiden. Bei zu 
hartem Lack hilft ein Anreiben mit feinstem Bimssteinpulver 
bis zur Mattierung, indem man auf der Lackschicht eines un- 
brauchbaren Negativs oder auf einer mattierten Glasplatte
	        
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