Die Bleistift-Retusche.
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Dinge zu achten, daß bei dem Entlangfließen des Lackes an
den Plattenrändern kein Überfließen auf die Rückseite statt-
findet und daß der Daumen an der Anfaßecke nicht von dem
Lack berührt wird. Ist der Überschuß an Lack bei der an-
nähernd horizontalen Stellung der Platte abgeflossen, so richte
man sie sofort senkrecht auf und bewege sie dergestalt in
üieser senkrechten Ebene in einem Winkel von 90°, daß ein-
mal die untere Schmalseite, einmal die rechte Längsseite senk-
recht stehen. Es ist gut, die Bewegung nicht stetig auszu-
führen, sondern in den beiden letzteren Lagen jedesmal kurz
anzuhalten, damit der noch überschüssige Lack sich an den
Rändern ansammelt; hierdurch werden die sogenannten Diago-
nalstreifen vermieden.
Manchmal kommt es vor, daß nach dem Verdunsten des
Alkohols mattweiße Stellen in der Lackschicht auftreten,
welche meistens auf einen Gehalt von Feuchtigkeit in der
Negativschicht, Beschlagensein des Negativs, zurückzuführen
sind. In den meisten Fällen gelingt es durch nachträgliches
starkes Erwärmen des Negativs, die erwähnten Stellen wieder
aufzuklären. Erweist sich dieses als unmöglich, so lege man
die Platte eine Viertelstunde in 96 prozentigen Alkohol, hebe
die Platte aus dem Bade, lasse den noch anhaftenden Alkohol
verdunsten und lackiere von neuem.
Arbeitet man auf einer solchen Lackschicht, so überzeuge
man sich zuerst von der Güte des benutzten Lackes, resp. wie
derselbe den Bleistift annimmt, doch gelte hierbei die Regel,
daß man erst nach etwa sechs Stunden mit der Retuschearbeit
beginnt, weil vor diesem Zeitraum der Lack noch nicht fest
und widerstandsfähig genug geworden ist. Ist der Lack zu
weich, so muß mit größter Vorsicht bei der Bearbeitung zu
Werke gegangen werden, um ein Durchbohren des Lackes und
demnach eine Verletzung des Bildes zu vermeiden. Bei zu
hartem Lack hilft ein Anreiben mit feinstem Bimssteinpulver
bis zur Mattierung, indem man auf der Lackschicht eines un-
brauchbaren Negativs oder auf einer mattierten Glasplatte