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Die Negativ-Retusche

Full text: Anleitung zur photographischen Retusche / Schultz-Hencke, Dankmar (Public Domain)

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Dle Negativ-Retusche. 
Das Ganze wird an einem warmen Orte aufgestellt und 
nach vollständiger Lösung filtriert. Gaedicke macht im photc- 
graphischen Wochenblatt 1901, Nr. 15, S. 115 in einem lesens- 
werten Artikel „Negativlack und seine Verwendung‘ darauf 
aufmerksam, daß weißer, d.h. gebleichter Schellack bei 
längerem Liegen in Alkohol unlöslich wird, man solle also 
den Schellack ‘direkt aus der Bleicherei oder aus einer Hand- 
lung mit lebhaftem Umsatze beziehen. Ferner gibt Gaedicke 
an, man könne auch ungebleichten Schellack verwenden, er- 
halte dann aber einen gelb gefärbten Lack. 
Es ist nun angebracht, da in vielen Ateliers der Operateur 
es dem Retuscheur überläßt, ob letzterer die zu bearbeitenden 
Negative lackieren will oder nicht, hier auch eine Anweisung 
für das Überziehen der Negative mit Lack zu geben. Zur 
Zeit des vor dem Trockenprozeß allgemein üblichen Kollodium- 
prozesses, des sogenannten nassen Prozesses, konnte man eine 
diesbezügliche Anweisung in die Worte zusammenfassen, „man 
gieße den Lack wie Kollodium auf“, da aber jener Prozeß im 
Porträtatelier nicht mehr ausgeübt wird, und der Amateur 
nur Trockenplatten verwendet, genügt ein solcher Hinweis 
nicht. 
Zur Ausführung der Operation halte man die Platte bei 
nach oben liegender Bildschicht horizontal, indem eine Schmal- 
seite der Platte, parallel zur Brust liegt und die linke Ecke 
dieser Schmalseite als Anfaßecke dient, sodann gieße man auf 
die, je nachdem vorher erwärmte oder auf die kalte Platte so- 
viel Lack auf die Mitte derselben auf, daß eine kreisförmige 
Fläche, die beinahe die beiden Längsseiten der Platte berührt, 
vom Lack bedeckt wird. Durch geringes Neigen der Platte 
läßt man nun den Lack nach der rechten oberen Ecke, als- 
dann, an der Schmalseite entlang, nach der linken oberen 
Ecke, hierauf entlang der linken Längsseite fließen, um zuletzt 
durch geringes Neigen nach der rechten Ecke der unteren 
Schmalseite den Überschuß an Lack in ein Becherglas abfließen 
zu lassen. Man hat während dieser Operation nur auf zwei
	        
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