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Die Negativ-Retusche.
Die praktische Arbeit.
Wenn wir uns nunmehr der praktischen Handhabung der
Retusche zuwenden, entsteht zuerst die Frage, mit welcher
der beiden Retuschen, der Positiv- oder der Negativretusche
wir beginnen sollen. Wenngleich es für den Anfänger in der
Retusche leichter und zweckdienlicher ist, zuerst, wie wir
nachher sehen werden, in einfacher Weise die Positivretusche
auszuüben, so wollen wir doch, uns dem Gange des photo-
graphischen Verfahrens anschließend, in erster Linie die Negativ-
retusche besprechen.
Betrachten wir ein Negativ, so erkennen wir, daß die eigent-
lichen Bildstellen einer in zartester Weise in Tuschmanier aus-
geführten Zeichnung vergleichbar sind, und wäre also für die
Retusche ohne weiteres die Tuschmanier zu empfehlen. Diese
läßt sich aber auf der reinen Gelatineschicht wegen deren
starken Aufsaugungsfähigkeit, auf einer Lackschicht, mit wel-
cher die Negative häufig überzogen werden, wegen ihres Ab-
stoßens der Farbe nicht ausführen. Wir greifen deshalb zum
Bleistift und werden uns dadurch nicht zu weit von der Natur
des Bildes entfernen, da wir aus verschiedenen photographi-
schen Verfahren, z. B. wenn wir eine starke Vergrößerung nach
einem vorhandenen Negativ anfertigen, erkennen, daß das Bild
nlcht aus einer gleichmäßigen Schicht, sondern aus unendlich
feinen Körnchen besteht, ein feiner Bleistiftstrich sich diesem
Charakter also anschließt.
Die Bleistift-Retusche.
Diese kann sowohl direkt auf der Gelatineschicht, wie auf
einer Lackschicht ausgeübt werden, doch hat man im ersteren
Falle mit dem Umstande zu rechnen, daß die Gelatineschicht
verhältnismäßig schwer den Graphit des Bleistifts annimmt
und daß es schwierig ist, eine Stelle mehrere Male mit Bleistift
zu übergehen, weil die Gelatinefläche leicht glatt wird und dann