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Einleitung

Full text: Anleitung zur photographischen Retusche / Schultz-Hencke, Dankmar (Public Domain)

Die Aufgabe der Retusche. 
Buch beiden Interessen dienen will, haben wir hierbei obigen 
Unterschied im Auge behalten. Der Fachphotograph übt die 
Photographie nicht zu seiner eigenen Befriedigung aus, sondern 
er hat in erster Linie den Abnehmer seiner Bilder, das Publi- 
kum, und vornehmlich den Geschmack des größeren Teiles 
desselben, zu berücksichtigen. Wie dieser Geschmack aber be- 
Schaffen ist, weiß jeder Fachmann zur Genüge, denn es ist 
leider nicht zu leugnen, daß dem größeren Teile des Publi- 
kums es weniger darauf ankommt, ein naturwahres Bild seines 
eigenen Ichs zu erhalten, als seinen Bekannten und guten 
Freunden ein, wie man sich oft zartsinnig ausdrückt, mög- 
lichst „geschmeicheltes‘“‘ Bild vorzeigen zu können. Wie oft 
muß also der Fachphotograph, im Widerstreite mit seinem 
Dersönlichen künstlerischen Empfinden und dem Geschmacke 
des Publikums, die goldene Mittelstraße suchen, um im Kampfe 
mit widerstrebenden Materialien und handwerksmäßigem 
Schaffen, mit Unwissenheit und Geschmacklosigkeit, mit der 
Gewinnsucht, die dem unnatürlichen Geschmack und der 
brutalsten Eitelkeit Zugeständnisse macht, soviel als möglich 
von dem zu retten, was er als das erstrebenswerte Ziel seiner 
Kunst erkannt hat. 
Demgegenüber ist die Freiheit des Amateurphotographen 
eine beneidenswerte. Er kann seinem persönlichen Empfinden, 
Ohne Rücksicht auf das Urteil anderer, nachgehen, und es ist 
daher nicht wunderbar, daß auf Ausstellungen die Produkte 
der Amateurphotographie, in rein künstlerischer Beziehung, 
denen der Fachphotographie sich oft überlegen zeigen. 
Um so höher ist es aber anzuerkennen, wenn in der letzten 
Zeit und von Jahr zu Jahr in verstärktem Maße Fachphoto- 
graphen den Fehdehandschuh aufgenommen haben und, ihrer 
Eigenart folgend, Bilder an die Öffentlichkeit bringen, die den 
Bildern bekannter Amateurphotographen nicht allein nicht mehr 
Nachstehen, sondern sie an künstlerischem Werte übertreffen. 
Aus dem Gesagten ergibt sich nun von selbst die Grenze, 
bis zu welcher mit einer „Verbesserung durch Retusche‘‘ ge-
	        
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