Einleitung.
Die Aufgabe der Retusche.
Versuchen wir es, die Aufgabe der Retusche näher zu be-
stimmen, so drängt sich unwillkürlich die Frage auf, welchen
Begriff das fremdartig klingende Wort umfaßt, da, je nach der
Auffassung desselben, der Retusche ein engerer oder weiterer
Wirkungskreis, sowohl in der eigentlichen photographischen
Technik, wie in deren Anwendungsgebiet, dem photomechani-
schen Verfahren, zugewiesen werden muß.
Das aus dem Französischen hergeleitete Wort besagt als
Tätigkeitswort in strenger Übersetzung „wieder berühren“, in
erweitertem Sinne „wieder überarbeiten‘‘, „verbessern“, also
im weitesten Sinne ‚befreien von anhaftenden Fehlern“. —
Auf die Photographie angewendet, welche sich des Ausdrucks
ganz besonders bemächtigte, würde er also bei freier Über-
setzung bedeuten: Die photographischen Erzeugnisse durch
Bearbeitung mit geeigneten Mitteln von den ihnen anhaften-
den Fehlern befreien.
Also Verbesserung des photographischen Bildes sollen wir
unter Retusche verstehen und wir werfen daher sofort die
Frage auf, ob eine solche bei einem mit größter Sorgfalt an-
gefertigten photographischen Bilde überhaupt vonnöten ist.
Sehen wir nicht häufig vorzügliche fehlerfreie Bilder, bei
denen ausdrücklich bemerkt ist: „ohne Retusche!‘‘? — Ist die
Photographie nicht unendlich dankbar und gibt sie uns nicht
Schultz-Hencke, Retusche.