Das Zeichnen als Hilfsmittel zur Retusche.
Wenn wir schon in der Einleitung zu dem vorhergehenden
Kapitel die Frage aufwarfen, ob ein solches über Malerei in
ein Lehrbuch der Retusche gehöre, so ist um so mehr die Frage
zu erwägen, ob auch des Zeichnens, welches vollständig außer-
halb der photographischen Praxis steht, in diesem Buche zu
gedenken sei. Wie oft tritt an uns die Frage heran, ob zur Er-
lernung der Retusche ein besonderes Zeichentalent vonnöten,
und wie viel öfter noch wird das Talent im Zeichnen, welches
die Eltern bei ihren Kindern zu bemerken glauben, als ein be-
sonderer Hinweis betrachtet, diese Kinder die Laufbahn eines
Retuscheurs oder einer Retuscheuse erwählen zu lassen. Großes
Erstaunen erregt es nun jedesmal bei den Anfragenden, wenn
der Herausgeber dieses Buches, gestützt auf seine langjährige
Erfahrung, obige Frage mit einem Nein beantwortet. Um
nun jedem Mißverständnisse vorzubeugen, wollen wir aber
dem soeben Gesagten hinzufügen, daß wir deshalb nicht des
Zeichenunterrichts als Vor- oder Begleitübung zum Retusche-
unterricht entbehren wollen, im Gegenteil denselben für un-
bedingt nötig halten, allerdings nicht mit dem Endzwecke, gute
Zeichner heranzubilden, sondern die Schüler durch das er-
forderliche stetige Vergleichen während des Zeichnens „sehen“
zu lehren.
Befindet sich doch der Photograph in der glücklichen Lage,
daß ihm sein Apparat die Natur oft bis in die kleinsten Details
bildlich wicdergibt, so daß der Retuscheur nur selten Veran-
lassung findet, rein zeichnerisch tätig zu sein. Wir haben aber