Ölmalerei auf Emulsionspapier,
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angewendet werden müssen, um der weiteren Ausführung der-
selben kein Materialhindernis zu bereiten.
Man wende aber nie den Vertreiber an, um einen Ton in
den anderen überzuführen, dazu muß der Farbenpinsel und
die entsprechend gemischte Farbe benutzt werden.
Dieses vorausgeschickt, beginnen wir nun mit der eigent-
lichen Malerei auf dem hier vorausgesetzten Emulsionspapier.
Wenngleich als Bindemittel der Emulsion Gelatine verwandt
worden ist, so hat doch die Rücksicht auf das rein photographi-
sche Verfahren und die sich daran anschließende Retusche in
Kreide und Tuschmanier dahin geführt, die Gelatinemenge
bei Herstellung der Bromsilbercmulsion möglichst zu beschrän-
ken, deshalb liegt auch bei unseren modernen Gelatinepapieren
die Gefahr nahe, daß zu wenig Gelatine auf der Oberfläche
ruht und bei dem Aufsetzen von Ölfarben dieselben durch-
schlagen. Sicherheitshalber überzieht man daher immer das
ganze Bild mit klarer, dünner, möglichst farbloser Gelatine-
lösung und läßt bei gewöhnlicher Oferwärme trocknen. Nun
werden die Lokaltöne auf der Palette sorglichst gemischt,
mit Malmittel so weit verdünnt, daß dieselben, bei regelrechtem
Auftragen auf die entsprechenden Flächen die unterliegenden
Modulationstöne nicht vollständig decken, sondern letztere
noch durchschimmern lassen. Die Lokaltöne müssen die Farbe
haben, welche der zu malende Gegenstand oder die zu malende
Partie in der Lichtpartie zeigt; nur dadurch benutzen wir die
unterliegende Photographie auf die rechte Weise. Ist eine
solche Fläche mit dem Pinsel so gleichmäßig wie möglich über-
legt, so wendet man mit Vorteil den Vertreiber an, ir.dem man
mit demselben in nebeneinanderliegenden Strichen ohne Druck
in leichtester Berührung über die überlegte Fläche fortgeht.
Über die Richtung, in welcher der Vertreiber geführt werden
soll, entscheidet das Licht, in welchem gemalt wird. Der Glanz
der frischen Ölfarbe ist nämlich Ursache, daß bei einer Pinsel-
führung, die nicht dem Lichtwinkel entspricht, die richtige ‘Be-
urteilung des Tones der gemalten Farbe erschwert, oft unmög.
Schultz-Hencke., Retusche.