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Das Übermalen mit Ölfarben.
liebiger Zeit trocknen zu lassen. Wie viel jedesmal zuzusetzen
ist, muß die Erfahrung lehren, im allgemeinen kann gesagt
werden, daß alle Lackfarben, Elfenbeinschwarz und auch
Ultramarin sehr schwer trocknen.
Beim-Aufsetzen der Palette mische man also von vornherein
gleich jede Farbe mit dem entsprechenden Zusatz von Sikkativ
innig zusammen, um ein möglichst gleichmäßiges Trocknen
aller Farben zu ermöglichen.
Von Wichtigkeit ist ferner, jede Farbe immer genau an
denselben Platz auf die Palette zu bringen, von Weiß an-
fangend und mit dem tiefsten Ton endend. Sehr bald ge-
wöhnt man sich an diese Ordnung und ist dann beim Ge-
brauch der Farben kein zeitraubendes Suchen oder Vergreifen
zu befürchten.
Die Beurteilung der auf das Bild zu bringenden Töne muß
im wesentlichen auf der Palette, nicht auf der Bildfläche ge-
schehen, will man einer sauberen Arbeit gewiß sein; wird dieses
nicht beachtet, so ist ein unnötiges Anhäufen von Farbe und
damit ein unsauberer Vortrag unvermeidlich. So sicher ist
allerdings kein Auge, um auf das genaueste den Ton auf der
Palette zu nehmen, ein geringes Umstimmen auf der Bildfläche
wird also immer erforderlich sein.
Aus demselben Grunde muß das Hinbringen der Farbe mit
dem Pinsel vorsichtig geschehen, sie darf nicht zu dick auf-
getragen werden, um möglicherweise eine geringe Umänderung
des Tones zu erlauben; wenn der Ton nach dem Hinbringen
klar zu erkennen ist, haben wir das Richtige erreicht. Deshalb
nehme man nie zu viel Farbe in den Pinsel! sondern streiche
den Überfluß vorsichtig auf der Palette ab und lege vorsichtig
den Ton auf die entsprechende Stelle dı . Bildes, darauf achtend,
daß die Pinselstriche möglichst verarbeitet werden; sollten
dieselben dennoch zu sichtbar sein, was bei Borstenpinseln sehr
leicht vorkommt, so lege man durch leichte Führung des Ver-
treibers über die Fläche dieselben nieder.
Bei sehr kleinen Bildern wird dies mehr oder weniger