Das Übermalen mit Ölfarben.
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derselben, welches in dem Verharzungsprozeß des beigefügten
Öles seinen Grund hat.
Die Oberfläche der hingestrichenen Ölfarbe ist dem Ein-
flusse der Luft direkt ausgesetzt, sie wird demnach auch zuerst
verharzen, wodurch der innere Teil vor diesem Einflusse mehr
oder weniger geschützt und deshalb der Verharzungsprozeß
aufgehalten wird, so daß eine vollständige Durchtrocknung erst
nach längerer Zeit eintritt.
Leider läßt sich nun dieser Zeitpunkt durch äußere Merk-
male nicht genau feststellen, und da es häufig nötig wird, die
übermalte Fläche von den zu stark hervortretenden Rauh-
heiten zu befreien, muß man zum Schaber greifen. Ist aber
die Farbe nicht ganz durchgetrocknet, so reißt man deren Ober-
fläche ein und der schon getrocknete Teil der Farbe hebt sich
hautartig ab. Es ergibt sich hieraus, daß man vor dem Ge-
brauche des Schabers sozusagen einige Stichproben auf die
Trockenheit der Farbe durch Hineinstechen mit einer feinen
Nadel in dieselbe machen soll.
Aus dieser Eigenschaft der Ölfarben entspringt noch eine
andere Unannehmlichkeit. Wird nämlich auf einen aufgetrock-
neten Ton genau derselbe Ton aufgesetzt, so unterscheidet sich
der letztere beim Auftrocknen immer von dem unterliegenden;
er wird heller und bleibt auch so, selbst wenn er fest aufgetrock-
net und gefirnißt ist.
Diesem Übelstande ist durch die in neuerer Zeit von
H. Schmincke & Co., Düsseldorf, fabrizierten Mussinifarben
(Ätherische Harz-Ölfarben) abgeholfen. Die Behandlung der-
selben ist genau die gleiche, wie die der gewöhnlichen Ölfarben,
sie ist sogar bequemer, da man es einerseits in der Gewalt hat,
die Arbeit beliebig lange naß zu erhalten und andererseits
immer eines festen Durchtrocknens der Farben sicher ist. Es
liegt dieser Vorzug in der Präparation .der Farben, da den-
selben gleich das nötige Harz neben dem Öl zugesetzt und hier-
durch ein gleichmäßiges, durch die ganze Schicht gehendes
Trocknen veranlaßt wird. Deshalb fällt auch der andere Übel-