106 Das Übermalen mit Aquarellfarben.
Ballen der Hand, der für derartige Arbeiten besonders. tauglich,
weil der Tastsinn in ihm sehr ausgebildet ist und das Abschleifen
in zartester Weise geschehen kann. Das Schleifen ist beendet,
wenn der frühere Hochglanz sich in einen gleichmäßig milden
Glanz verwandelt hat. Die größte Sorgfalt bei der Entfernung
des Bimsstein- oder Sepiapulvers von der Bildfläche ist selbst-
verständlich.
Die Zeichnung des Bildes darf durch dieses Schleifen in
keiner Weise leiden und müssen noch die feinsten Töne erkenn-
bar sein.
Ein Überziehen der Bildfläche mit 4prozentigem Roh-
kollodium macht allerdings dieselbe nicht weniger glänzend,
da aber das getrocknete Kollodium an der Oberfläche eine
andere Struktur zeigt, nicht so eigentümlich glatt ist, wird die
Annahme der Farbe, sowie das Egalisieren derselben bedeutend
erleichtert. Ein Überziehen mit dünnem Spirituslack leistet
ähnliche Dienste. Wenn nicht zu viel an dem Bilde zu arbeiten
ist, genügt schon ein vorheriges Abreiben mit Talkum oder
Glyzerin.
Handelt es sich um die Bearbeitung von Zelloidinbildern,
die naturgemäß gegen Wasserfarben die stärkste Abneigung
zeigen, so ist ein Abschleifen des Bildes, da dasselbe nur in
einer sehr feinen Haut auf dem Papiere aufliegt, nicht mehr
möglich. In neuerer Zeit hat man in einer Auflösung von
Quillaja Saponaria, der Rinde des Seifenbaumes, ein Mittel
gefunden, um Aquarellmalerei auf Zelloidinbildern zu ermög-
lichen. Nach Dr. Stolze läßt sich dieses Mittel auf folgende
Weise sehr leicht bereiten:
Man weicht Io g Quillaja Saponaria in 100 ccm Wasser
12 Stunden, setzt dem Filtrat 100 ccm Alkohol und ı g Salizyl-
3äure zu und verwahrt die Flüssigkeit in verkorkten Flaschen.
Wenn man mit ihr Albumin- und Kollodiumbilder, Lack-
flächen, Glas usw. bepinselt und trocknen läßt, so nehmen sie
jede Farbe willig an. Selbst beim Benutzen der käuflichen
Eiweiß-Retuschierfarben oder Eiweiß-Aquarellfarben wird die