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Das Übermalen mit Aquarellfarben.
eine Anleitung zum Aquarellieren aufzunehmen, und es wäre
auch überflüssig, wenn nicht die Farben noch in anderer Be-
ziehung zueinander ständen, indem sie, nebeneinander gesetzt,
sich in ihrer Farbwirkung durch den Kontrast verstärken.
Diese Tatsache hat Veranlassung gegeben, derartige Farben-
zusammenstellungen ganz allgemein als besonders schön hin-
zustellen, doch können wir einer solchen in vielen Lehrbüchern
vertretenen Ansicht nicht beipflichten, da unserer Ansicht
nach durch unmittelbares Nebeneinanderstellen der Kom-
plementärfarben sehr leicht, besonders wenn dieselben kräftig
gewählt werden, geradezu schreiende Kontraste erzeugt werden.
Diese Tatsache wissen die Orientalen bei ihren oft in den leuch-
tendsten Farben gewebten Teppichen sehr wohl zu würdigen,
indem sie zur Vermeidung schreienden Kontrastes die neben-
einanderstehenden Komplementärfarben durch schwarze oder
dunkle Umrandung trennen. Wir sehen also, daß es für den
angehenden Aquarellmaler von Interesse sein muß, wenigstens
die hauptsächlichsten Komplementärfarben zu kennen und
raten deshalb zu einer weiteren Übung, die wir dieses Mal auf
einem Viertel Whatmanbogen 50 : 35 cm und zur Abwechse-
lung mit den Farben Indian Yellow, Rose Madder und French
Blue vornehmen, da wir auf einem solchen Bogen leicht zwei
Reihen & 6 Quadrate zeichnen können. Das Schema wäre also,
wenn wir für die Reihenfolge noch die Reihenfolgen der Regen-
bogenfarben, rot, orange, gelb, grün, blau, violett, als Richt-
schnur wählen:
Rotorange Gelborange Gelbgrün Blaugrün Blauviolett Rotviolett
(Scharlach) (Purpur)
Blaugrün Blauviolett Rotviolett Rotorange Gelborange Gelbgrün
(Purpur) (Scharlach)
Wir verlassen hiermit das Gebiet der Theorie und wenden
uns einer praktischen Übung zu, welche darin besteht, daß wir
auf einem neuen quadrierten Bogen die hauptsächlichsten
Lokaltöne eintragen, für deren Zusammensetzung die nach-
folgenden Angaben gelten sollen: