Das Ubermalen.
In einer hervorragenden Fachzeitschrift fanden wir in
einer Kritik der ersten Auflage dieses Buches die Ansicht ver-
treten, daß das Kapitel über Malerei zu Unrecht in dieses
Lehrbuch der Retusche aufgenommen sei, Durch diese Kritik
veranlaßt, zogen wir es reiflich in Erwägung, ob wir das frag-
liche Kapitel beibehalten oder aus dem Buche entfernen
sollten, um zu dem Schlusse zu kommen, daß das erstere vor-
zuziehen sei. Es kann nicht bestritten werden, daß das Über-
malen von photographischen Bildern nichts mit der eigent-
lichen Retusche gemein hat, doch ist es eine Tatsache, daß
jeder strebsame Retuscheur es als Ziel seiner Tätigkeit be-
trachtet, durch Verwendung von Farben auf den eintönigen
photographischen Erzeugnissen den Vorbildern der Natur
möglichst nahe zu kommen. Die Kenntnis dieser Tatsache
nun, gestützt auf die weitere Beobachtung, daß in der städti-
schen Fachschule für Photographen in Berlin gerade die älteren
und in der Retusche schon erfahrenen Gehilfen diesem Unter-
richtszweige sich zuwenden, bildete für uns den Grund, das
Kapitel über Malerei beizubehalten, wenngleich wir nicht die
Schwierigkeit verkennen, die darin liegt, auf dem verhältnis-
mäßig kurzen Raum, welcher uns naturgemäß in diesem der
photographischen Technik gewidmeten Buche hierfür bleibt,
das Thema so erschöpfend zu behandeln, daß auch ein Leser,
der bisher dem Gebiete der Malerei fernstand, einen praktischen
Nutzen aus dem Gesagten zu ziehen vermag.