Retusche auf Bromsilbergelatinepapier.
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Bei dem Kopfe geht man ganz ähnlich vor. — Die Haare
kommen in den meisten Fällen zu hart, d. h. die Lichter sind
zu hell, während die Tiefen zu wenig Detail zeigen. Man gibt
demzufolge dem ganzen Haar den gewünschten Ton vermittels
des Lederlappens und ergänzt nachher mit der Estompe,
welche bestimmtere Zeichnung als der Lederlappen zuläßt,
die Zeichnung in den Schattenpartien. — Bei dem Gesicht ist
dasselbe Verfahren zu befolgen, besonders wenn die Mitteltöne
zu hell sind: man gibt dem ganzen Gesicht den gewünschten
Ton mit dem Lederlappen, nimmt die dadurch in etwas ver-
loren gegangenen Lichter mit dem passenden Entfernungsmittel
heraus und ergänzt die Zeichnung der Tiefen durch die Estompe.
Auch bei der Kleidung und den Nebensachen wird genau
derselbe Weg eingeschlagen.
Ist die Anlage auf diese Weise soweit wie möglich gebracht,
beginnt die Arbeit des Fertigmachens mit der Kreidespitze,
wie angegeben mit dem Einsetzen der Drucker und dem
Entfernen der störenden Flecken und endigt erst mit dem voll-
ständig erreichten künstlerischen Eindruck, den die gestellte
Aufgabe machen soll.
Es sei hier der Rat gegeben, die Arbeit soweit wie nur mög-
lich durch Lederlappen und Estompe fertig zu machen, sich
also nicht zu sehr auf die Kreidespitze zu verlassen. Die Arbeit
gewinnt nur durch großen Zeitverlust die nötige Zartheit, wenn
der Kreidespitze alles überlassen bleibt.
Es hat das Emulsionspapier die Eigentümlichkeit, nur bis
zu einem gewissen Grade die Estompierkreide durch die Estompe
anzunehmen, man erreicht also nicht allein damit die gewünschte
Tiefe, sondern hilft sich dadurch, daß man mit Kreide Nr. ı
diese Partien schraffierend überlegt, dann mit der Estompe
darüber geht und auf diese Weise das Korn bis zur nötigen
Weiche herabstimmt. Hierdurch hat man es in der Gewalt,
jede Tiefe zu geben, ohne die Zartheit der Estompierarbeit zu
verlieren.
Das vollendete Bild liegt aber nur als zartes Pulver und