Retusche auf Bromsilbergelatinepapier, m
Das „Korn“ ist demnach nur notwendiges Übel, bedingt
durch die dem verwendeten Material innewohnende Rauheit
und mag als solches Entschuldigung finden; wenn das Korn
aber bei anderem Material, das solches nicht bedingt, Anwen-
dung findet, wie z. B. bei der Retusche auf Salzpapier, so ist
dieses nur auf den schlechten Geschmack und die Urteils-
losigkeit des Verfertigers zurückzuführen.
Wir sind aber keineswegs, wie es auf den ersten Blick dem
Uneingeweihten erscheinen mag, durch die Anwendung der
Kreidemanier an eine gewisse Rauheit gebunden, wir haben
im Gegenteil in der Schraffierung ein Mittel zur Hand, auch
in dieser Manier das Zarteste zu leisten, ohne süßlich oder
kleinlich im Vortrage zu werden, besonders wenn auf das
Material die notwendige, vernünftige Rücksicht genommen
wird, die gestellten Aufgaben nicht in Miniaturgröße gegeben
werden.
Das Radieren. Wie schon gesagt wurde, liegt die
Emulsionsschicht, welche das Bild enthält, als zarter Überzug
auf einer weißen Papierunterlage. Das Auflichten ganzer
Flächen sowie dunkler Punkte und Striche erreichen wir, der
Eigentümlichkeit der Emulsion wegen, durch Deckung mit
Deckfarbe nur sehr unvollkommen; infolgedessen bleibt uns
zur Entfernung derartiger Störungen lediglich das Radieren.
Wir verwenden dazu die Radierklinge und den Gummi.
Brot- oder Semmelkrume in eine handliche Form gebracht,
findet vorzügliche Anwendung bei der Berichtigung von schon
aufgetragenen Tönen. Die Klinge wird benutzt bei dem Heraus-
holen der höchsten Lichter, und wenn wir es mit widerspenstigen
Flecken in der photographischen Unterlage zu tun haben.
Der Gummi in Stangenform ist ein weniger energisches Mittel.
findet aber dennoch zum Auflichten ganzer Flächen vorzüg-
liche Verwendung. Als Ersatz für die Brot- oder Semmelkrume,
die des leichten Vertrocknens wegen nicht immer handlich ist,
kann man auch den sogenannten Naturgummi sehr gut ver-
wenden. nur muß man dabei die Vorsicht üben, den Gummi vor