Erster Teil. Vorträge über das Entwicklungsproblem.
Da möchte ich Ihnen zum Schluß ein geistiges Lichtbild
vorführen.
Vor mir sehe ich ein großes Weltenmeer, in der Mitte einen
Felsen — hochaufragend; zu den Füßen des Felsens kommen
und gehen Wogen in ewigem Wechsel. — Der Fels ist die
christliche Weltanschauung. Die Wogen zu seinen Füßen sind die
wechselnden Systeme der menschlichen Wissenschaft. Dort, am
Fuße des Felsens, der schon Jahrtausende unentwegt steht und
stand, hat schon mancher mächtige Wasserkampf sich abgespielt.
Es sind 350 Jahre her, da begann ein solcher Wasserkampf. Schon
lange hatte eine Woge friedlich und ruhig am Fuße des Felsens
geruht, so daß die Bewohner desselben glaubten, diese Welle sei
verwachsen mit dem Fundament des Felseneilands; wenn eine andere
Woge komme und die frühere verdränge, dann stürze der Felsen
unfehlbar in die Tiefe. Die Welle kam, eine neue, mächtige, und
verdrängte die frühere Welle, aber sie stürzte nicht den Felsen. —
Ich glaube, Sie werden das Bild verstehen. Der Wasserkampf, von
dem ich spreche, in welchem die Woge des menschlichen Wissens
anstürmte gegen den Fels der christlichen Weltanschauung, das war
der Kampf zwischen dem kopernikanischen und dem ptolemäischen
System. Das ptolemäische Weltsystem hatte schon Jahrhunderte
mit einer solchen Ruhe und Friedlichkeit am Fuße des Felsens der
christlichen Weltanschauung geruht, daß man glaubte, ohne das
System komme man nicht aus; wenn die Erde anfangen würde,
sich zu drehen um die Sonne, wenn die Erde nicht mehr stille stehe
wie früher, dann stürze der Felsen um. — Aber als jene alte Woge
weichen mußte, als das kopernikanische System kam, das neue,
mächtigere, und das alte verdrängte, und als nun wirklich die Erde
anfıng, sich zu drehen um die Sonne, da blieb der Felsen doch
stehen! Die gläubigen Gemüter, die gezittert hatten, sahen ein:
es war kein Grund zur Furcht! Der Felsen stand zu fest, um
durch einen vorübergehenden Anvrall der Wogen erschüttert zu
werden.
Abermals sind 300 Jahre dahingegangen, da umfaßte ein neuer
Wasserkampf den alten Felsen. Wiederum hatte eine Welle schon
seit langem friedlich und ruhig am Fuße des Felsens geruht. Auch
da glaubten wiederum viele Bewohner des Felsens, die Welle sei
ihnen unentbehrlich; wenn sie einer stärkeren Woge weiche, dann
müsse der Felsen in den Abgrund sinken, Und auch diesmal kam
die neue Welle. Und in dem Kampfe, der sich zwischen ihr und
der alten Welle entsponnen hat, wird die neue höchst wahrscheinlich