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Erster Teil. Vorträge über das Entwicklungsproblem Dritter Vortrag (17. Febr.). Die Anwendung der Deszendenztheorie auf den Menschen

Full text: Der Kampf um das Entwicklungs-Problem in Berlin / Wasmann, Erich (Public Domain)

Erster Teil. Vorträge über das Entwicklungsproblem. 
Als Ausnahme statuierte damals Branco den Neandertalschädel und 
vielleicht auch die Schädel von Spy. Das war die damalige 
Meinung; jetzt ist auch geklärt, daß diese altdiluvialen Schädel keine 
«Ahnen» des Menschen darstellen, sondern nur eine ältere Menschen- 
rasse, Deshalb ist der Satz Brancos: «Wir kennen keine Ahnen des 
Menschen», heute noch wahrer geworden, als er es schon 1901 war. 
‚Gestatten Sie, daß ich Ihnen noch ein Zitat von Professor Schwalbe 
über die Vorgeschichte des Menschen gebe. Professor Schwalbe ist 
bekanntlich unter den modernen Anthropologen ein Hauptvorkämpfer 
für die tierische Abstammung des Menschen, aber durchaus ein 
Mann der Wissenschaft, Er sagt in der Vorrede einer Schrift (Die 
Vorgeschichte des Menschen, 1904), worin er für die tierische Ab- 
stammung des Menschen eintritt und die fossilen Affen des Mio- 
cäns (Dryopithecus etc.) mit den Vorfahren des Menschen verknüpft: 
«Auf keinem Gebiete der Naturwissenschaften wird wohl das Be- 
streben, aus einer Summe von Tatsachen allgemeine Schlüsse zu 
ziehen, so von der subjektiven Eigenart des Forschers beeinflußt 
als in der Vorgeschichte des Menschen. Oft bilden sich hier auf 
Grund weniger Tatsachen Meinungen, welche durch die über- 
zeugte Art, mit welcher sie vorgetragen werden, von denen, die 
der Sache ferner :stehen, leicht für gesicherte wissenschaftliche Er- 
rungenschaften gehalten werden.» 
Ich glaube, Professor Schwalbe würde es mir, wenn er hier 
anwesend wäre, nicht übelnehmen, wenn ich sage: gerade das 
Schicksal des Homo rimigenius von Professor Schwalbe hat dies 
aufs neue bestätigt. 
Die wissenschaftlichen Untersuchungen billige ich als solche 
und lehne sie absolut nicht feindselig ab. Scharf ablehnend da- 
gegen verhalte ich mich, wenn man die tierische Abstammung des 
Menschen als Tatsache hinzustellen versucht, wie Haeckel es oft 
getan hat 1, zuletzt noch bei seinen Berliner Vorträgen im Jahre 1905. 
Es tut mir leid, das sagen zu müssen; es ist auch kein Kampf gegen 
Haeckel, den ich führe, sondern gegen die Haeckelschen Stamm- 
bäume des Menschen, und diesen Kampf muß ich führen aus 
Gewissenspflicht. Ich werde das nicht weiter ausführen und kom- 
mentieren, sondern nur eine Stelle seiner Schrift «Der Kampf um 
4 Vgl. seine Schrift «Über unsere gegenwärtige Kenntnis vom Ursprung des 
Menschen» (1899) 22 und seine «Welträtsel» 97. Trotzdem versuchte Haeckels 
Assistent, Schmidt-Jena, am Diskussionsabend zu behaupten, Haeckel habe seine 
Stammbäume stets nur als «Hypothesen» hingestellt! Näheres hiertiber siehe im 
II. Teile dieser Schrift,
	        
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