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Erster Teil. Vorträge über das Entwicklungsproblem Dritter Vortrag (17. Febr.). Die Anwendung der Deszendenztheorie auf den Menschen

Full text: Der Kampf um das Entwicklungs-Problem in Berlin / Wasmann, Erich (Public Domain)

Dritter Vortrag. Die Anwendung der Deszendenztheorie auf den Menschen. 
von der Tierseele, sondern auch ein einfaches geistiges Wesen. 
Ein einfaches geistiges Wesen kann aber seiner Natur nach nicht 
Aus etwas anderem sich entwickeln; es kann nur durch Schöpfung 
entstehen. Also die Seele des Menschen kann nicht durch Ent- 
Wicklung entstanden sein. 
Was folgt daraus für die Entwicklung des ganzen Menschen? 
Daß auch der ganze Mensch als solcher nach dieser Auffassung 
nicht auf rein natürlichem Entwicklungswege aus einer tierischen 
Form hervorgegangen sein kann. Es bleibt nur die Nebenfrage 
übrig: ist der Mensch seiner leiblichen Seite nach mit dem Tier- 
“eiche stammverwandt? 
Bevor wir «diese Frage naturwissenschaftlich näher beleuchten, 
Müssen wir doch wenigstens mit einigen Worten auf die theo- 
logische Seite des Problems zu sprechen kommen. Ihnen allen 
st ja bekannt, daß die mosaische und die christliche Religion auf 
Grund des biblischen Schöpfungsberichtes lehren, Gott habe den 
Menschen auf ganz besondere Weise erschaffen. Dort heißt es, Gott 
habe den Leib des Menschen aus Erde gebildet und dann die Seele 
ns Angesicht ihm eingehaucht. Es ist klar, daß das «Einhauchen» 
der Seele nur ein bildlicher Ausdruck ist für die Erschaffung der 
Seele des Menschen. Wie steht es aber mit der Bildung des mensch- 
lichen Leibes aus Erde? Eine definitive Entscheidung der höchsten 
sirchlichen Lehrautorität über die Frage, von welcher Beschaffenheit 
der Stoff gewesen sei, dessen Gott sich bei der Erschaffung des 
Menschen bediente, liegt nicht vor. Doch halten die Theologen, 
Zestützt auf die konstante Tradition und auf Kundgebungen des 
ördentlichen kirchlichen Lehramts, an der Ansicht fest, daß der Leib 
des Menschen unmittelbar aus unbelebtem Stoffe hervorgebracht 
wurde. Dies dürfte über die theologische Seite der Frage hier 
Zenügen. 
Wir gehen jetzt zur naturwissenschaftlichen Seite der 
Frage über. Vor allem möchte ich betonen, daß die Zoologie und 
hre Hilfswissenschaften, soweit und solange sie sich auf ihrem eigenen 
Forschungsgebiet halten, auch in Bezug auf die Erforschung der 
Herkunft des Menschen vollkommen frei bleiben. Die gesicherten 
Resultate der Theologie haben ihnen nur als äußere Norm zu dienen, 
da eine Wahrheit der andern nicht widersprechen kann. Wenn sie 
anderseits etwas finden, was sicher wahr ist, werden die Theologen 
°S auch annehmen. Dafür kann ich Ihnen garantieren. 
Wie steht es nun um die naturwissenschaftlichen Beweise 
für die tierische Abstammung des Menschen seinem Leibe nach? 
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