Dritter Vortrag. Die Anwendung der Deszendenztheorie auf den Menschen.
von der Tierseele, sondern auch ein einfaches geistiges Wesen.
Ein einfaches geistiges Wesen kann aber seiner Natur nach nicht
Aus etwas anderem sich entwickeln; es kann nur durch Schöpfung
entstehen. Also die Seele des Menschen kann nicht durch Ent-
Wicklung entstanden sein.
Was folgt daraus für die Entwicklung des ganzen Menschen?
Daß auch der ganze Mensch als solcher nach dieser Auffassung
nicht auf rein natürlichem Entwicklungswege aus einer tierischen
Form hervorgegangen sein kann. Es bleibt nur die Nebenfrage
übrig: ist der Mensch seiner leiblichen Seite nach mit dem Tier-
“eiche stammverwandt?
Bevor wir «diese Frage naturwissenschaftlich näher beleuchten,
Müssen wir doch wenigstens mit einigen Worten auf die theo-
logische Seite des Problems zu sprechen kommen. Ihnen allen
st ja bekannt, daß die mosaische und die christliche Religion auf
Grund des biblischen Schöpfungsberichtes lehren, Gott habe den
Menschen auf ganz besondere Weise erschaffen. Dort heißt es, Gott
habe den Leib des Menschen aus Erde gebildet und dann die Seele
ns Angesicht ihm eingehaucht. Es ist klar, daß das «Einhauchen»
der Seele nur ein bildlicher Ausdruck ist für die Erschaffung der
Seele des Menschen. Wie steht es aber mit der Bildung des mensch-
lichen Leibes aus Erde? Eine definitive Entscheidung der höchsten
sirchlichen Lehrautorität über die Frage, von welcher Beschaffenheit
der Stoff gewesen sei, dessen Gott sich bei der Erschaffung des
Menschen bediente, liegt nicht vor. Doch halten die Theologen,
Zestützt auf die konstante Tradition und auf Kundgebungen des
ördentlichen kirchlichen Lehramts, an der Ansicht fest, daß der Leib
des Menschen unmittelbar aus unbelebtem Stoffe hervorgebracht
wurde. Dies dürfte über die theologische Seite der Frage hier
Zenügen.
Wir gehen jetzt zur naturwissenschaftlichen Seite der
Frage über. Vor allem möchte ich betonen, daß die Zoologie und
hre Hilfswissenschaften, soweit und solange sie sich auf ihrem eigenen
Forschungsgebiet halten, auch in Bezug auf die Erforschung der
Herkunft des Menschen vollkommen frei bleiben. Die gesicherten
Resultate der Theologie haben ihnen nur als äußere Norm zu dienen,
da eine Wahrheit der andern nicht widersprechen kann. Wenn sie
anderseits etwas finden, was sicher wahr ist, werden die Theologen
°S auch annehmen. Dafür kann ich Ihnen garantieren.
Wie steht es nun um die naturwissenschaftlichen Beweise
für die tierische Abstammung des Menschen seinem Leibe nach?
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