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Erster Teil. Vorträge über das Entwicklungsproblem Dritter Vortrag (17. Febr.). Die Anwendung der Deszendenztheorie auf den Menschen

Full text: Der Kampf um das Entwicklungs-Problem in Berlin / Wasmann, Erich (Public Domain)

Dritter Vortrag. Die Anwendung der Deszendenztheorie auf den Menschen. 
Menschlichen Leibes schon bei der Erschaffung der Materie seinen 
ersten Ursprung in einem Schöpferakt Gottes hatte, bevor es nach 
jahrmillionen der kosmischen Entwicklung zu einem lebendigen Bau- 
Stein des ersten Menschenleibes wurde, so könnte auch eine hypo- 
‘hetische Stammesgeschichte der Menschheit gedacht werden, durch 
latürliche Entwicklungsgesetze geregelt, welche Gott beim Ursprung 
des Lebens in die ersten Urzellen niederlegte. Auch bei dieser rein 
Spekulativen Voraussetzung wäre der Mensch erst dann ganz zum 
Menschen geworden, als die organisierte Materie durch natürliche 
Ursachen sich so weit entwickelt hatte, daß sie von der geistigen 
Menschenseele belebt werden konnte. Die Erschaffung der ersten 
menschlichen Seele war der eigentliche Schöpfungsmorgen der 
Menschheit, auch wenn wir annehmen würden, daß eine natür- 
iche Entwicklung von Jahrmillionen diesen Schöpfungsmorgen vor- 
Dereitet hätte. 
Doch dies sind nur schöne Möglichkeiten, Möglichkeiten einer 
kühnen Spekulation, die ich nur deshalb Ihrem Geiste hier vor- 
führte, um Ihnen zu zeigen, daß, wenn die Naturwissenschaft uns 
ainmal die natürliche Entwicklung des Menschen aus tierähnlichen 
Vorfahren beweisen sollte, trotzdem der göttliche Ursprung 
ınd das göttliche Ziel der Menschheit noch ebenso 
ınbestritten bestehen bliebe wie vorher. 
Kehren wir jetzt auf den trockenen, ernsten fachwissenschaft- 
ichen Standpunkt zurück, den wir durch jene Spekulationen ver- 
‚assen haben. 
Wir kommen jetzt an die heikelste und schwierigste Frage, ge- 
wissermaßen an den Stein des Anstoßes der ganzen Entwicklungs- 
iehre, nämlich an die Frage: Darf man sie auch auf den 
Menschen anwenden, und inwieweit? Ich bemerke vor- 
ler ausdrücklich: es handelt sich nicht etwa um die Anwendung 
der Darwinschen Entwicklungstheorie auf den Menschen. Dagegen 
habe ich mich im letzten Vortrage schon ablehnend ausgesprochen. 
Wenn man die Entwicklungstheorie auf den Menschen anwendet, 
dann kann man ja auch die Grundsätze der christlichen Philosophie, 
der christlichen Weltanschauung zu Grunde legen. Aber auch dann 
Stehen wir wiederum vor der Frage: Können wir auf Grund der 
Christlichen Weltauffassung, in welcher der Begriff der Schöpfung 
Mit dem Begriff der Entwicklung verbunden ist, wo der Schöpfer 
ane entwicklungsfähige Welt schuf, können wir mit einer Ent- 
Wicklungslehre, die auf christlicher Basis beruht, auch die Stammes- 
>twicklung des Menschen vereinigen oder nicht? 
Wasmann, Entwicklungsproblem.
	        
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