Rede des Herrn P. Wasmann 5. J. (Schlußwort)
ließe, daß diese Entzündungen großenteils eine Folge der Hyper-
kultur sind 1.
Wir kommen jetzt zu den Einwendungen des Herrn
Grafen Hoensbroech. Nach meiner Ansicht ist keine
einzige darunter, welche wirklich zur Sache in die Dis-
kussion des heutigen Abends gehörte. Ich gehe deshalb
über dieselben, weil sie konfessionelle Fragen behandeln, einfach
zur Tagesordnung über. (Lebhafter, stürmischer Beifall — vereinzeltes
Zischen.)
Die Einwände, welche ein Psychologe und Psychiater, Herr
Dr Juliusburger, machte, habe ich schon erwähnt? Sie richten
sich hauptsächlich gegen die Annahme einer geistigen Seele. Da
müßte ich lange sprechen, um überhaupt die philosophischen Begriffe
klarzulegen, was man denn unter der geistigen Seele verstehe. Ich
kann heute nicht weiter darauf eingehen.
Eins möchte ich nur bemerken, was die Identitätstheorie
angeht, auf die sich Herr Dr Juliusburger berufen hat. Diese ist
schon von Geheimrat Stumpf hinreichend widerlegt worden 3, Das
monistische Bekenntnis der Identität aller Wesen, das Herr
Dr Juliusburger heute hier abgelegt hat, scheint mir mehr gewissen
Gefühlsanwandlungen zu entsprechen als der Logik. Ich will es
auch keinem verargen, wenn er selber sich dazu bekennt, aber ich
kann es mit der Klarheit des philosophischen Denkens nicht ver-
einigen, den Monismus, die wesentliche Identität Gottes mit der
Welt, anzuerkennen, weil diese Annahme zu unzähligen Widersprüchen
führt. Sobald wir die wesentliche Identität Gottes mit der Welt
annehmen, nimmt Gott auch an allen Unvollkommenheiten der Welt-
wesen teil, Das ist gegen den Begriff Gottes als des unendlich
vollkommenen Wesens.
Dem Herrn Itelson kann ich nur danken für seine freundliche
Besorgnis um den Felsen der christlichen Weltanschauung und ihm
zugleich die Versicherung geben, daß ich wenigstens keineswegs
1 Gegen die Bedeutung des Wurmfortsatzes als eines rudimentären Organs siehe
meine Bemerkungen zur Rede v. Hansemanns oben S. 95 f.
* Oben S. 134; ferner bei der Rede Juliusburgers S. 99 ff.
+ In seinem Vortrage «Leib und Seele», Eröffnungsrede des internationalen
Psychologenkongresses zu München, 4. August 1896. Siehe auch meine Kritik der
[dentitätstheorie Forels in «Jnstinkt und Intelligenz»? Kap, ı2.