Zweiter Teil, Diskussionsabend,
einer Stammesverwandtschaft machte. Dies war mir eine sehr will-
kommene Aufklärung, die ich gern entgegennehme. Er hat ferner
ausgesprochen, es handle sich bei seiner Beweisführung nur darum,
daß der Mensch das höchste Säugetier darstelle. Ja, das ist nach
meiner Ansicht auch der Fall, insofern der Mensch seinem Leibe
nach die höchste Form der Säugetiere bildet. Er kann deshalb
zoologisch neben der Ordnung der Affen eingereiht werden !, Wenn
Dr Friedenthal seinen Satz: Wir stammen nicht bloß vom
Affen ab, wir sind selber echte Affen — nur in diesem
Sinne verstehen will: wir gehören nach unserer körperlichen Organi-
sation in die allernächste Nähe der Primaten — so ist das eine alte
Sache, die schon dem Altvater Linne€ bekannt war, dem widerspreche
ich nicht. Ich widerspreche nur dem, daß die tatsächlichen Beweise
für die tierische Abstammung des Menschen so weit gediehen sind,
daß man sagen könnte: sie sind für meine Zustimmung
zureichend. Das ist die Schwierigkeit. Die Möglichkeit der
tierischen Abstammung des Menschen dem Leibe nach habe ich
nicht bestritten — ich bemerke ausdrücklich: die Möglichkeit —
wobei ich von der theologischen Frage ganz absehe; die geht uns
hier gar nichts an.
Als
‚Ja
Ich wende mich nun zu Herrn Prof. v. Hansemann. Auch hier
zuerst wieder ein Mißverständnis! Er glaubt, ich hätte gesagt, das
Problem der Entwicklung der Tiere sei keine bloß zoologische
Frage. Das habe ich nirgends gesagt. Ich habe immer gesagt:
es ist eine rein zoologische Frage, sie ist an und für sich un-
abhängig von jeder Weltanschauung, mag diese theistisch heißen
oder monistisch ?.
In Bezug auf das Verhältnis von Religion und Wissenschaft
hat mir Herr v. Hansemann vorgehalten, ich könne dem Urteil der
Kirche nicht vorgreifen. Es ist richtig: als Theologe darf ich es
nicht. Als Naturforscher aber kann ich ganz ruhig vorangehen;
hier bin ich einstweilen gar nicht an eine gewisse Marschroute ge-
bunden, da eine Wahrheit der andern nicht im Wege stehen kann.
Also wiederum eine Begriffsverwechslung, die hier vorgelegen hat.
Bezüglich der Blinddarmerkrankung bei den Wilden werde ich dem
Herrn Doktor später vielleicht einmal Näheres mitteilen können. Es
wäre jedenfalls sehr interessant, wenn sich statistisch nachweisen
‘i Nicht in dieselbe, wie Haeckel, Friedenthal u. a. wollen.
? Man vergleiche hierüber oben S. 6 14 ı15f.