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Zweiter Teil. Diskussionsabend (18. Febr.) Rede des Herrn P. Wasmann S. J. (Schlußwort)

Full text: Der Kampf um das Entwicklungs-Problem in Berlin / Wasmann, Erich (Public Domain)

Rede des Herrn P. Wasmann S. J. (Schlußwort). 
In einem Punkte muß ich dem Herrn Professor recht geben: daß 
die Welt ein Jammertal ist. (Heiterkeit.) Aber daran ist, glaube ich, nicht 
der liebe Gott schuld, sondern hauptsächlich die Menschheit selber! 
Ich komme nun zu einem weiteren Punkte, nämlich zu den Gegen- 
sätzen zwischen Theismus und Monismus. Auch hier sind 
wiederum folgenschwere MiRverständnisse vorgekommen, so- 
wohl seitens des ersten Opponenten wie auch mancher folgenden, 
[ch glaubte, in meinem zweiten Vortrage mich so klar wie möglich 
ausgedrückt zu haben, und doch wieder die alten Mißverständnisse! 
Wenn es uns nur einmal gelänge, sie auszurotten! Der Theismus 
stellt sich den lieben Gott nicht vor, als ob er hinter dem Schieb- 
karren stände und immer drückte und rückte. Wir nehmen einfach 
Gott an als Urheber der natürlichen Ordnung, als Schöpfer 
der Welt, und nehmen sein weiteres Eingreifen nur dort an, wo 
auch die Naturwissenschaft oder irgend eine andere Wissenschaft 
uns dazu nötigt!. Und das sind eben jene drei Punkte, welche 
heute abend von verschiedenen Rednern beanstandet worden sind : 
ı. die Erschaffung der Materie. Die kann nicht aus sich 
existieren, deshalb brauchen wir einen Gott, um die Materie zu er- 
schaffen. 
2. In Bezug auf die Lebewesen. Das ist nur ein bedingtes 
Postulat. Sobald die Naturwissenschaft uns die Schwierigkeit be- 
seitigt, daß die Organismen von selber entstehen können aus der 
anorganischen Materie, brauchen auch wir dafür kein Eingreifen des 
Schöpfers mehr. 
3. In Bezug auf die geistige Seele des Menschen; denn 
in Bezug auf die andere Frage, was die leibliche Seite angeht, haben 
wir vom natürlichen Standpunkt aus keine Schwierigkeit gegen die 
bloße Möglichkeit einer Entwicklung. Was die geistige Seite 
angeht, so ist es eben die Psychologie, welche uns sagt: die gei- 
stige Seele des Menschen ist es, welche gerade das wesent- 
liche Moment des Unterschiedes zwischen Tier und Mensch bildet, 
und darüber kommen wir nicht hinaus. 
1 In diesem Falle handelt es sich offenbar nicht um ein «Wunder», wie Plate in 
einer Rede behauptet hatte. Ein Wunder ist eine Ausnahme von einem 
schon bestehenden Naturgesetze. Die Schöpfung der Materie, die Hervor- 
ringung der ersten Organismen und die Schöpfung der geistigen Menschenseele ein 
«Wunder» zu nennen, ist philosophisch sinnlos, weil in diesen Fällen die Naturgesetze 
ür das betreffende Gebiet überhaupt noch nicht vorhanden waren, sondern erst durch 
den Schöpfer gegeben werden mußten. Ferner werden die Gesetze der niederen 
Stufen des Seins durch die Gesetze der höheren Stufen nur ergänzt, nicht durch- 
rochen.
	        
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