Path:
Zweiter Teil. Diskussionsabend (18. Febr.) Rede des Herrn P. Wasmann S. J. (Schlußwort)

Full text: Der Kampf um das Entwicklungs-Problem in Berlin / Wasmann, Erich (Public Domain)

Zweiter Teil. Diskussionsabend, 
nötigsten Gesichtspunkte zu bieten über die Beziehungen derselben 
zur christlichen Weltanschauung. Weiter darauf einzugehen, ist ja 
in derartigen Vorträgen vor einem so gemischten Publikum ganz 
unmöglich. Das erklärt schon vieles. Sie werden mir übrigens ge- 
statten, daß ich im einzelnen darauf noch etwas näher zurückkomme. 
Was ich eben betont habe, ist schon gerichtet gegen die erste 
Bemerkung des Herrn Prof. Plate: es handle sich bei meinen Vor- 
trägen und bei der heutigen Diskussion um den Kampf zwi 
schen Kirche und Naturwissenschaft. Diese Behauptung 
ist völlig falsch. Ich bin nicht hierher gekommen als Vertreter der 
katholischen Kirche oder des Jesuitenordens, sondern ich bin hier- 
her gekommen als Erich Wasmann, als Zoologe, der persönlich seiner 
eigenen tiefsten Überzeugung nach auf dem Standpunkt der christ- 
lichen Weltanschauung steht. Also alles andere, was man 
hereingezogen hat: vom Index (lebhafter Beifall), von der Ver- 
brennung Giordano Brunos und dergleichen, alle derartigen Mo- 
mente werde ich gar nicht berücksichtigen in meiner Ant- 
wort, weil sie einfach nicht hierher gehören. Es waren 
dies nur konfessionelle Seitensprünge! 
Ich soll eine Doppelnatur haben, es soll in mir ein Theologe 
stecken und ein Naturforscher, so hat Prof. Plate mit einigen andern 
Opponenten erklärt. Ich bin dankbar für diese Doppelnatur; 
Naturforscher und Theologe sollen sich nur gegenseitig in einer 
Person kontrollieren, das. kann nur für beide gut sein (Heiterkeit). 
Der Theologe hat zwar in den höheren Fragen immer das erste 
Wort, aber es ist doch auch sehr gut, wenn er den Naturforscher 
zur Seite hat, der ihm ein bißchen dabei hilft und ihn vor falschen 
Ansichten ‘in naturwissenschaftlichen Dingen bewahrt. Und für 
den Naturforscher ist es wiederum gut, daß er den Theologen zur 
Seite hat; denn dieser ist gewöhnlich auch zu gleicher Zeit ein 
ganz guter Philosoph, und Philosophie ist für den Natur- 
forscher unbedingt notwendig. Ich habe heute abend bei 
den Reden meiner verehrten Herren Opponenten wiederholt die Be- 
obachtung gemacht, daß ich in sehr vielen Punkten ganz mißver- 
standen worden bin; bei gründlicherer philosophischer Schulung 
wäre das vielleicht zu vermeiden gewesen. Allerdings verstehe ich 
unter philosophischer Schulung jene streng logische Schulung, 
welche speziell in dem Studiengang, wie wir ihn erhalten, vertreten 
ist, und der fehlt eben vielfach an andern Stellen. 
Das erste «naturwissenschaftliche Problem», um welches es sich 
handelte in den Einwürfen des Herrn Prof. Plate, betrifft den 
A
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.