Zweiter Teil. Diskussionsabend,
nötigsten Gesichtspunkte zu bieten über die Beziehungen derselben
zur christlichen Weltanschauung. Weiter darauf einzugehen, ist ja
in derartigen Vorträgen vor einem so gemischten Publikum ganz
unmöglich. Das erklärt schon vieles. Sie werden mir übrigens ge-
statten, daß ich im einzelnen darauf noch etwas näher zurückkomme.
Was ich eben betont habe, ist schon gerichtet gegen die erste
Bemerkung des Herrn Prof. Plate: es handle sich bei meinen Vor-
trägen und bei der heutigen Diskussion um den Kampf zwi
schen Kirche und Naturwissenschaft. Diese Behauptung
ist völlig falsch. Ich bin nicht hierher gekommen als Vertreter der
katholischen Kirche oder des Jesuitenordens, sondern ich bin hier-
her gekommen als Erich Wasmann, als Zoologe, der persönlich seiner
eigenen tiefsten Überzeugung nach auf dem Standpunkt der christ-
lichen Weltanschauung steht. Also alles andere, was man
hereingezogen hat: vom Index (lebhafter Beifall), von der Ver-
brennung Giordano Brunos und dergleichen, alle derartigen Mo-
mente werde ich gar nicht berücksichtigen in meiner Ant-
wort, weil sie einfach nicht hierher gehören. Es waren
dies nur konfessionelle Seitensprünge!
Ich soll eine Doppelnatur haben, es soll in mir ein Theologe
stecken und ein Naturforscher, so hat Prof. Plate mit einigen andern
Opponenten erklärt. Ich bin dankbar für diese Doppelnatur;
Naturforscher und Theologe sollen sich nur gegenseitig in einer
Person kontrollieren, das. kann nur für beide gut sein (Heiterkeit).
Der Theologe hat zwar in den höheren Fragen immer das erste
Wort, aber es ist doch auch sehr gut, wenn er den Naturforscher
zur Seite hat, der ihm ein bißchen dabei hilft und ihn vor falschen
Ansichten ‘in naturwissenschaftlichen Dingen bewahrt. Und für
den Naturforscher ist es wiederum gut, daß er den Theologen zur
Seite hat; denn dieser ist gewöhnlich auch zu gleicher Zeit ein
ganz guter Philosoph, und Philosophie ist für den Natur-
forscher unbedingt notwendig. Ich habe heute abend bei
den Reden meiner verehrten Herren Opponenten wiederholt die Be-
obachtung gemacht, daß ich in sehr vielen Punkten ganz mißver-
standen worden bin; bei gründlicherer philosophischer Schulung
wäre das vielleicht zu vermeiden gewesen. Allerdings verstehe ich
unter philosophischer Schulung jene streng logische Schulung,
welche speziell in dem Studiengang, wie wir ihn erhalten, vertreten
ist, und der fehlt eben vielfach an andern Stellen.
Das erste «naturwissenschaftliche Problem», um welches es sich
handelte in den Einwürfen des Herrn Prof. Plate, betrifft den
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