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Zweiter Teil. Diskussionsabend (18. Febr.) Rede des zehnten Opponenten, Herrn Dr. Schmidt-Jena

Full text: Der Kampf um das Entwicklungs-Problem in Berlin / Wasmann, Erich (Public Domain)

Rede des zehnten Opponenten, Herrn Dr Schmidt-Jena, 
deshalb, es bedürfe nur noch eines kleinen Schrittes für Herrn 
P. Wasmann, so stehe er «mit beiden Füßen im Pantheis- 
mus, und der Pantheismus ist bekanntlich die Welt- 
anschauung Ernst Haeckelss». 
Diese philosophischen Ausführungen des Redners über den 
Theismus usw. scheinen aus Haeckels «Welträtseln», Teil III und IV, 
geschöpft zu sein. Jedes Lehrbuch der christlichen Theodicee hätte 
ihn darüber aufklären können, daß der Theismus kein willkür- 
liches Eingreifen Gottes in den Weltenlauf annimmt. Ebenso 
irrtümlich war es von ihm, die Schöpfung ein «Wunder» zu 
nennen, denn vor der Schöpfung gab es ja noch keine Naturgesetze, 
also konnten dieselben durch die Schöpfung auch nicht «durch- 
brochen» werden, 
Über die Unterschiede zwischen Theismus, Deismus und Pantheismus 
ist Herr Schmidt-Jena aus seiner Quelle offenbar schlecht informiert. 
Wir geben deshalb die richtigen Unterschiede hier kurz an: 
a) Theismus ist die Lehre, nach welcher Gott das unendlich 
vollkommene ewige Sein ist; deshalb ist Gottes Wesen sub- 
stantiell verschieden von dem Wesen der Welt, die aus 
endlichen, unvollkommenen Dingen besteht. Das endliche Sein 
konnte nur durch einen Schöpfungsakt Gottes aus dem un- 
endlichen Sein entspringen. Vermöge seiner Unendlichkeit ist Gott 
in allen Geschöpfen aufs innigste gegenwärtig, und wegen der 
fortdauernden Abhängigkeit des endlichen Seins vom un- 
endlichen ist er in allen Geschöpfen tätig durch ihre Erhaltung 
/conservatio) und durch Mitwirkung zu allen ihren Handlungen 
/CONCUFSUS divinus). 
In die von ihm gegebenen Naturgesetze greift Gott nicht 
willkürlich ein, weil dies seiner unendlichen Weisheit wider- 
spricht, die eins mit seiner Macht ist. Deshalb ereignen sich in 
der natürlichen Ordnung keine «Wunder», d. h. Ausnahmen von 
Naturgesetzen. Gott konnte aber außer der natürlichen Ordnung 
auch noch eine übernatürliche Ordnung für seine vernünftigen 
Geschöpfe geben, und dies hat er durch die christliche Offen- 
barung getan. Die «Wunder» wirkt er nur zu dem Zwecke dieser 
übernatürlichen Ordnung. 
b) Deismus. Derselbe leugnet vollständig die übernatürliche 
Ordnung und erkennt nur die natürliche Ordnung an, ohne jedoch 
die comservalio und den corncursus divinus für nötig zu halten, Nur 
darin, daß er die wesentliche Verschiedenheit Gottes von der Welt 
annimmt. stimmt er mit dem Theismus überein.
	        
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