Rede des vierten Opponenten, Herrn Dr Friedenthal.
Diese ist in der Intelligenz des Menschen zu suchen (vgl. hier-
über die 3. Auflage meines Buches «Instinkt und Intelligenz im
Tierreich», Freiburg i. B. 1905, S. 92 ff). Im übrigen kann ich mich
mit diesen Ausführungen des Herrn Redners einverstanden erklären.
Was Dr Friedenthal so unlogisch gefunden habe an dem Auf-
treten des P. Wasmann, sei der Umstand gewesen, daß er zuerst
betonte, naturwissenschaftliche Forschung könne niemals streiten mit
religiöser Überzeugung. Auch Dr Friedenthal könne sich keine Re-
ligion denken, welche durch irgend ein naturwissenschaftliches Fak-
tum aus den Fugen gebracht werden könnte. Aber nachher sei
die Inkonsequenz gekommen, indem der Naturforscher Wasmann
immerfort Partei ergriffen habe in den Fragen in der Weise, daß er
doch für die eine Seite sich entschied infolge religiöser Erwägungen.
Daß ich infolge religiöser Erwägungen in meinen Vor-
trägen Partei ergriffen habe gegen die Hypothese der Urzeugung,
gegen die geistige Entwicklung des Menschen aus dem Tierreich usw.,
wird Herr Dr Friedenthal schwerlich beweisen können. Es waren
naturwissenschaftliche und philosophische Erwägungen, die mich
dazu führten. .
Dr Friedenthal kommt dann nochmals auf seine Überzeugung
zurück, daß die Einordnung des Menschen in die Affenordnung nichts
sei, was irgend einen Laien oder einen religiösen Menschen in seinem
Empfinden verletzen könnte. Er will darauf hinweisen, daß der
fromme Linne, dem noch niemand das Prädikat eines guten Christen
versagt hat, den Menschen in die Affengattung eingereiht habe.
In die Affengattung hat der «fromme Linne» den Menschen
wohl nicht eingereiht, da er ihn als Homo saptens, nicht aber als
Simia sapiens bezeichnet. Übrigens betone ich nochmals, daß Herr
Dr Friedenthal für seine Ansicht, der Mensch gehöre dem Leibe
nach in dieselbe systematische Ordnung mit den Affen,
keineswegs den Vorwurf der «Gottlosigkeit» verdient. Er hat sich
über die geistige Verschiedenheit von Mensch und Tier zudem
richtiger geäußert, als die übrigen Diskussionsredner es getan haben.
Dr Friedental schloß dann seine Rede mit einer nochmaligen
Verwahrung dagegen, daß man naturwissenschaftliche Probleme in
religiöse Fragen hineinziehe. Darin bin ich ja ganz mit ihm ein-
verstanden, namentlich aber damit, daß man die Ergebnisse der
Naturwissenschaft nicht als Kampfesmittel gegen die christliche Welt-
auffassung mißbrauchen solle, wie der Monismus unter Haeckels
Führung es zu tun pflegt.