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Zweiter Teil. Diskussionsabend (18. Febr.) Rede des vierten Opponenten, Herrn Dr. Friedenthal

Full text: Der Kampf um das Entwicklungs-Problem in Berlin / Wasmann, Erich (Public Domain)

Rede des vierten Opponenten, Herrn Dr Friedenthal. 
Diese ist in der Intelligenz des Menschen zu suchen (vgl. hier- 
über die 3. Auflage meines Buches «Instinkt und Intelligenz im 
Tierreich», Freiburg i. B. 1905, S. 92 ff). Im übrigen kann ich mich 
mit diesen Ausführungen des Herrn Redners einverstanden erklären. 
Was Dr Friedenthal so unlogisch gefunden habe an dem Auf- 
treten des P. Wasmann, sei der Umstand gewesen, daß er zuerst 
betonte, naturwissenschaftliche Forschung könne niemals streiten mit 
religiöser Überzeugung. Auch Dr Friedenthal könne sich keine Re- 
ligion denken, welche durch irgend ein naturwissenschaftliches Fak- 
tum aus den Fugen gebracht werden könnte. Aber nachher sei 
die Inkonsequenz gekommen, indem der Naturforscher Wasmann 
immerfort Partei ergriffen habe in den Fragen in der Weise, daß er 
doch für die eine Seite sich entschied infolge religiöser Erwägungen. 
Daß ich infolge religiöser Erwägungen in meinen Vor- 
trägen Partei ergriffen habe gegen die Hypothese der Urzeugung, 
gegen die geistige Entwicklung des Menschen aus dem Tierreich usw., 
wird Herr Dr Friedenthal schwerlich beweisen können. Es waren 
naturwissenschaftliche und philosophische Erwägungen, die mich 
dazu führten. . 
Dr Friedenthal kommt dann nochmals auf seine Überzeugung 
zurück, daß die Einordnung des Menschen in die Affenordnung nichts 
sei, was irgend einen Laien oder einen religiösen Menschen in seinem 
Empfinden verletzen könnte. Er will darauf hinweisen, daß der 
fromme Linne, dem noch niemand das Prädikat eines guten Christen 
versagt hat, den Menschen in die Affengattung eingereiht habe. 
In die Affengattung hat der «fromme Linne» den Menschen 
wohl nicht eingereiht, da er ihn als Homo saptens, nicht aber als 
Simia sapiens bezeichnet. Übrigens betone ich nochmals, daß Herr 
Dr Friedenthal für seine Ansicht, der Mensch gehöre dem Leibe 
nach in dieselbe systematische Ordnung mit den Affen, 
keineswegs den Vorwurf der «Gottlosigkeit» verdient. Er hat sich 
über die geistige Verschiedenheit von Mensch und Tier zudem 
richtiger geäußert, als die übrigen Diskussionsredner es getan haben. 
Dr Friedental schloß dann seine Rede mit einer nochmaligen 
Verwahrung dagegen, daß man naturwissenschaftliche Probleme in 
religiöse Fragen hineinziehe. Darin bin ich ja ganz mit ihm ein- 
verstanden, namentlich aber damit, daß man die Ergebnisse der 
Naturwissenschaft nicht als Kampfesmittel gegen die christliche Welt- 
auffassung mißbrauchen solle, wie der Monismus unter Haeckels 
Führung es zu tun pflegt.
	        
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