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2020—
Berlin in den ersten Märzwochen.
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aus den Erwartungen nicht, die man sich von ihm als
tüchtigem General machte. Er lief immer, um zu sehen, herum,
war aber dadurch nie zu finden; auch ich habe ihn zuzeiten
stundenlang vergebens aufgesucht. Die Befehle, die er gab,
gingen sehr ins allgemeine, so z. B. die Kavallerie solle
den Schloßplatz reinigen, sonst aber fehlte der Zusammen⸗
hang sowohl der allgemeinen als der speziellen Anordnungen,
so wie ihm die Eigenschaften abgingen, die ein Komman—
dierender haben muß, um die Fäden in der hand zu behalten.
General Pfuel war wohl der Mann, einen verwegenen Coup
auszuführen, jetzt aber hatte er sich entweder überlebt oder
er hatte die Eigenschaften zur Truppenführung nie besessen
oder erkannte die Wichtigkeit des gegenwärtigen Moments
nicht. Der Rönig schien diese Schwäche zu fühlen, denn er
sagte einmal zum General Pfuel: „Cassen Sie die speziellen
Anordnungen dem General prittwitz, der versteht dies
herrlich.“
Die Anordnungen fielen daher in diesen Tagen von selbst
in die Hände des Generals Prittwitz, der alles mit der größten
Kuhe, Bestimmtheit und Intelligenz leitete.
Was den General v. Pfuel betrifft, so werde ich es nicht
vergessen, daß, als wir in diesen Tagen um 1 Uhr vom
König kamen, anstatt den bereits länger harrenden Adju—
tanten die Befehle, welche sehr dringend waren und keinen
Aufschub erlitten, zum Nachmittag zukommen zu lassen, er
zuvor noch eine höflichkeits-Disite bei General v. Tümpling
machen und das Museum besehen wollte. Ich bat daher den
General, mir die Befehle zu geben, um sie den Wartenden
zu überbringen, was nun erst geschah, als er sich Blumen
vor dem Museum gekauft hatte.