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Berlin in den ersten Märzwochen.
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das Verhalten bei Aufläufen. Trotz dieser Bekanntmachungen
wiederholen sich heute ähnliche Auftritte wie gestern, und ein
großer Teil der Garnison muß wieder unter dem Gewehr stehen
und das Schloß und Zeughaus besetzen. In der Breiten⸗-Straße
und auf dem Schloßplatz sammeln sich wieder eine große Mafsse
Menschen, und als man zur Vertreibung schreitet, fängt man
an, in der Brüderstraße das Pflaster aufzureißen und mit
Steinen zu werfen. Die Kürassiere machen aber mit ihrem
Pallasch kurzen Prozeß, und es gibt blutige Köpfe.
Auch die Schleusenbrücke wird durch das Volk aufgezogen,
und eine hier vorbeimarschierende Ablösung Infanterie mit
Steinen geworfen. Es wird aber auch hier wieder Ordnung
gemacht und die Truppen können um 11 Uhr entlassen
werden. — Das neue Gefängnis muß aber stärker besetzt
werden, da Nachricht eingeht, daß die daselbst eingesperrten
Polen die Absicht sich zu befreien haben. Der König geht,
nachdem er im Theater, wo Martha gegeben, gewesen, noch
diesen Abend nach Potsdam; angeblich,) um den andern
Morgen eine Militär⸗kbteilung zu besichtigen. Es verlautet,
daß Truppen bei Hhalle versammelt werden?), und zwei
Bataillone von Magdeburg nach dem Rhein abgehen.
Den 15. Die Stadt war heute in großer Aufregung wegen
der gestern abend vorgefallenen Verwundungen, welche Un—
schuldige getroffen haben sollten. Es erschienen daher ver—⸗
schiedene Deputationen mit ihren Alagen beim Gouverneur
i) O. h. nach Angabe der „Preuß. Allg. Zeitung“. Vgl.
Wolff S. 66.
) Bereits am 6. war ein Befehl dieses Inhalts ergangen.
Bal. (Schulz), Berliner Mäürztage. S. 8.