13. und 14. März.
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Sournier fand, der bemüht war, die Tumultuanten zu er⸗
kennen. Auch in der Breiten-Straße wurde auf die Truppen
mit Steinen geworfen. Erst um Mitternacht war alles be—
endigt, und die Truppen konnten nach der Kaserne abrücken.
An diesem Abend hatte es sich sehr deutlich gezeigt, daß es die
Absicht der Aufwiegler war, mit dem Militär in Konflikt
zu geraten und so einen Grund zu gewinnen, den Kampf zu
beginnen, wozu der Plan noch nicht ganz reif schien. Die
eigentlichen Leiter hielten sich verborgen, jedenfalls waren
höhere Personen mit im Spiel, so gewiß Fürst Lichnowsky,
der bereits in Berlin und am 11. bei der Sitzung der Stadt—
verordneten gegenwärtig war.)
Den 14. früh begab ich mich zum Kriegsminister v. Rohr,
um ihm die Vorgänge des vorhergehenden Tages zu melden.
Der Minister schien nach seinen Außerungen wenig Gewicht
darauf zu legen und keine Ahndung der nur zu bald folgenden
ernsteren Szenen zu haben.
Der vereinigte Landtag wird durch ein Patent zum
27. April zusammengerufen.?)
Wegen der gestrigen Vorfälle erscheint von seiten des
Gouvernements und der Polizei eine Bekanntmachung fol⸗
genden Inhalts: Es folgt die bei Wolff S. 7—2 abgedruckte
Behanntmachung des Gouvernements und der Polizei über
) Fürst Lichnowsky war Anfang März in Berlin eingetroffen.
Statt „gewiß“ hat W. zuerst „vielleicht“ geschrieben. Daß gegen
Lichnowsky infolge seines Auftretens in den Märztagen eine gewisse
Animosität entstand, hebt Rachfahl a. a. O. S. 243 Anm. hervor ˖
Daß L. „einer der letzten Sitzungen“ der Stadtverordneten beigewohnt
hat, berichtet die „Spenersche Ztg.“ am 14. März.
2) Vgl. Wolff S. 67.